Noch gebe ich nicht auf!
Zunächst ist mir aufgefallen, dass ich gar nicht erzählt habe, worüber Smilla staunt.
Natürlich, dass ich ein Zelt aufbaue,in dem wir schlafen wollen. Sie hat mich immer wieder angeguckt, als wolle sie fragen, was das denn solle. Am meisten hat sie aber das Aufpusten der Luftmatratze beeindruckt. Ich puste mit dem Mund, das sieht komisch aus und macht ein Geräusch, das sie noch nicht kannte.
Dann die vielen ungewohnten Geräusche in der Nacht ! Sie ist zuerst vorm Zelt sitzen geblieben und hat in die Gegend geschaut,inzwischen legt sie sich auf ihre Decke und schläft, wenn das Zelt noch gar nicht ganz aufgebaut ist.
So und nun zum Aktuellen:
Nachdem ich gestern in einem Lokal saß und Blog geschrieben hatte( in dem der letzte Satz lautete" das Wetter ist besser, als versprochen") kam ich raus und es regnete.
So musste ich mir ganz schnell einen Zeltplatz suchen. An einer Weggabelung war die erste Möglichkeit, aber es war recht abschüssig, so dass ich viel unter meine Luftmatratze stecken musste, um den Unterschied auszugleichen.
Ich hasse es, bei Regen aufzubauen,aber es ließ sich ja nicht ändern, ich hatte nicht aufgepasst und nicht aufs Regenradar geschaut.
Die ganze Nacht über hat es geregnet. Ich konnte wegen meiner Hüfte schlecht schlafen und musste mehrfach raus, weil ich abends noch so viel getrunken habe. So war ich morgens schon angestrengt, bevor es los ging. Aber wenigstens war es trocken!
Der Weg heute war sehr, sehr anstrengend. Zuerst ging es so steil bergab, dass mir die Knie weh taten, dann eine lange Strecke steil bergauf. Alle paar Meter musste ich stehen bleiben und nach Luft schnappen. Dann kam ein Abstieg, wie im Hochgebirge. Zwar mit einem Tau gesichert, aber wenn ich gefallen wäre, ginge es seitlich etwa 50 m steil bergab. Ich kann solche Wege gehen, aber mit dem schweren Rucksack war das grenzwertig. Ich musste jeden Schritt genau planen und absichern, indem ich mit den Wanderstöcken festen Halt suchte.
Bis Brauweiler ging es nur bergauf und bergab. Ich war völlig fertig, als ich dort ankam.
Für die 4 km hatte ich drei Stunden gebraucht und dabei habe ich keine längeren Pausen gemacht, nur musste ich immer wieder stehen bleiben um den Atem zu beruhigen.
Nach einer kurzen Rast in einer Imbissbude ging es wieder steil hoch zur Marksburg.
Ich habe sie vor Jahren besichtigt, so wanderte ich heute gleich weiter.
Nach einem moderaten Abstieg kam ich am anderen Ende von Brauweiler raus und es ging wieder steil bergauf. Ein schöner Weg, immer mit Blick auf den Rhein, mit vielen Blumen und blühenden Bäumen am Wegesrand. Dennoch konnte ich mich nicht freuen, ich war einfach viel zu kaputt. Diesmal machte ich an jeder Bank eine lange Pause und überlegte, ob ich den Rheisteig wirklich weiter gehen solle. Das Höhenprofil zeigt nämlich, dass der Weg nicht leichter wird.
Imke hatte mich gewarnt,aber ich meinte, der Frankenwald und die Schwäbische Alb seien ja auch sehr anstrengend gewesen. Aber im Unterschied zum Rheinsteig gibt es dort auch mal eine ebene Strecke.
Aber als meine Motivation gerade auf dem Nullpunkt war, oh Wunder, ging es zwei km an einer Bergflanke entlang, ganz, ganz leicht abschüssig und ich konnte feststellen, dass ich durchaus noch in der Lage bin mit Gepäck zu wandern.
Nun habe ich mein Zelt am Sauerbrunnen aufgebaut. Der Boden ist ganz eben, nach allen Seiten, was eine Seltenheit ist. Das Wasser ist tatsächlich sauer, wie ich beim Zähneputzen bemerkt habe, und die Seife schäumt nicht.
Aber man kann das Wasser trinken, so dass ich morgen Vormittag keinen Durst zu leiden brauche.
Seit Fr. Nachmittag bin ich erst 24 km gewandert.
Im Moment denke ich, es lohnt den Versuch noch ein Stück weiter zu gehen, auch wenn ich es nicht bis Wiesbaden schaffe. So schnell gebe ich nicht auf! Aber wenn es zu anstrengend wird kehre ich vorher um.
Heute habe ich alle meine Sachen in den Schlafsackbeutel gepackt, so dass eine Rolle entstanden ist, die ich mir unter die Knie legen will. Vielleicht schlafe ich dann besser.
All denen, die mir eine Mail geschickt haben, vielen Dank!
Heute bin ich zu müde um sie zu beantworten. Aber in den nächsten Tagen bestimmt.
Eine gute Woche wünsche ich euch
Heide