Ich danke meinem Schutzengel!
Heute Nacht habe ich ziemlich gefroren und mochte deshalb nicht aufstehen. Erst gegen 10 Uhr bin ich los gekommen.
Ich plante, einen Wanderweg zu nehmen, der etwas unterhalb des Moselsteigs verläuft.
So hatte ich es etwas näher und etwas weniger Steigungen. Der Weg war in der Karte als einer der Hauptwege markiert.
Frohgemut wanderte ich los, es ging steil bergab, aber damit hatte ich gerechnet. Der Weg wurde immer schmaler, bald war nicht mehr zu erkennen, als bei einem Wildwechsel.
Aber das reicht ja.
Der Weg ging nicht nur bergab, sondern hatte auch eine starke seitliche Neigung,zum steilen Abhang hin. Ich musste sehr vorsichtig sein.
Dann eine Stelle, an der ein Erdrutsch den Weg verschüttet hatte und danach war kein Weg mehr erkennbar. Ich versuchte, mich dem Gelände anzupassen und den Weg wiederzufinden. Dabei half mir mal wieder Alfons Karte.
Umkehren war nicht mehr möglich, mit dem schweren Rucksack so steil bergauf und ohne festen Halt. Das Gelände war so abschüssig, der Boden durch Laub und lose Schiefern extrem rutschig.
Mir war klar, dass diese Situation sehr gefährlich war, auch wenn ich bei jedem Schritt äußerst konzentriert war.
Schließlich entschloss ich mich, Alfons eine Mail mit meiner Position zu schicken und verabredete, dass ich mich in einer Stunde wieder melden würde.
Den Weg fand ich zwischenzeitlich wieder, musste ihn aber immer wieder verlassen, weil ich umgestürzte Bäume umgehen musste. Über etliche Bäume bin ich hinweg gestiegen, unter anderen durchgekrochen. Solange ich den Weg erkennen konnte, war ich zufrieden.
Immer wieder half mir die extrem gute Karte, die mir zeigte,wo ich bin und wo der Weg verläuft.
Dann ging es auf eine Lichtung. Brusthohes Gras und dann ein Brombeergestrüpp,das nicht zu passieren war. Also umkehren. Nein, es gab keine andere Möglichkeit, als über die Lichtung. Rechts ging es senkrecht bergauf, links senkrecht bergab. Schließlich fand ich einen Durchgang, völlig zugewuchert, aber möglich. Die Gefahr abzustürzen war gebannt,
Aber nun ging es durch mannshohe Brennnesseln, dichtes Gestrüpp und immer wieder umgestürzte Bäume.zwischenzeitlich gab ich Alfons immer mal wieder ein Lebenszeichen.
Endlich kam ich an eine Absperrung, unter der hindurch auf einen asphaltierten Weinbergweg. Es war noch einmal gut gegangen. Der Weg war also von der einen Seite gesperrt, von der anderen aber nicht.
Ich schaute auf die Karte und auf die Uhr und stellte fest, dass ich für einen Weg von 2,2 km viereinhalb Stunden gebraucht hatte.
Ich war fix und fertig! Smilla auch. Sie buddelte sich ein Loch und wälzte sich im Sand. Ich glaube, die vielen Grassamen in ihrem Fell juckten und das Bäuchlein, das wenig behaart ist, hatte wohl Brennnesseln abbekommen.
Ein Stückchen den Weg hinunter stand ein Auto. Ich hockte mich an den Wegrand und wusste nicht, wie ich die vier km nach Neumagen schaffen sollte.
Dann kam der Winzer, dem das Auto gehört. Ich bat ihn, mich mitzunehmen, egal wohin. Er wollte auch nach Neumagen und fuhr mich bis zum Campingplatz. Ich wollte und konnte keinen Schritt mehr gehen.
Der Winzer erzählte, dass der Weg früher ein oft begangener Weg gewesen sei und dass eine Wandergruppe aus Piesport ihn gepflegt habe. Er konnte nicht glauben, dass ich es geschafft hatte, mit dem schweren Rucksack durch das Gelände zu kommen.
Eben habe ich gegessen und nun will ich ruhen. Ich habe sehr laute Nachbarn.