Das Ende der Wanderung und ein wundervoller Schlafplatz
So, ich fange mal am Sonntag an, denn ab da war mein Bericht ja nur ganz kurz.
Die Nacht im Sechsbettzimmer habe ich erstaunlich gut überstanden. Die Menschen waren rücksichtsvoll und ich hatte programmiert, dass mich nichts stört. Zum Glück lag ich am gekippten Fenster, denn die Luft war knapp und abgestanden. Von der Straße drangen laute Geräusche herein, so dass es mir schwer fiel einzuschlafen. Wie immer war ich sehr früh wach, aber ich hätte die anderen gestört, wenn ich aufgestanden wäre.
So ein Hostel ist prima, man hat eine Gemeinschaftsküche, so dass ich morgens heißen Kaffee machen konnte.
Dann bin ich losgegangen, um mir Trier anzusehen. Es ist eine großartige Stadt!
Die älteste Stadt Deutschlands, seit 16 vor Christus Hauptstadt des weströmischen Reiches.
Als erstes ging ich zur Basilika, einst Thronsaal Kaiser Konstantins. Die Basilika ist der größte noch existierende Einzelbau der Antike. Sie wird heute als evangelische Kirche genutzt. Die Klarheit der Architektur und die riesigen Ausmaße sind wirklich beeindruckend.
An die Basilika angebaut ist der Palast, den man nicht besichtigen kann. Aber der Palastgarten ist öffentlich. Ein Teil des Gartens entspricht dem Stil der griechisch-römischen Gärten.
Durch den Palastgarten führt der Weg zu den Kaiserthermen. Es sollte eine der größten Badeanlagen des römischen Reiches werden, ist aber nie fertig gestellt worden.
Oberirdisch sind gewaltige Mauerreste sichtbar, ein Fenster der Therme wurde später als Stadttor genutzt.
Allerdings haben mich die unterirdischen Teile stärker beeindruckt. Uraltes Gemäuer, in dem die Fußbodenheizung betrieben wurde und das Wasser angeheizt werden musste.
Lange, verzweigte, dunkle, feuchte Gänge ich war allein in einem abgelegenen Teil und konnte so der Magie dieses Ortes nachspüren. Vor 1700 Jahren haben Menschen hier gearbeitet und heute können wir dieses alte Gemäuer berühren!
Dann ging es zur Liebfrauenkirche.
Die Liebfrauenkirche, die direkt an den Dom angebaut ist, hat etwas sehr Sakrales.
Frühgotik mit schönen, bunten Glasfenstern. Ich habe mich lange dort aufgehalten.
Dann ging es in den Dom. Ein romanisches Gebäude, in dem sich durch Ergänzungen u d Renovierungen viele Jahrhunderte Architektur und Kunstgeschichte spiegeln. Mir wäre reine Romanik lieber gewesen! Der Barockaltar tat mir fast weh!
( mit dem Barock kann ich nichts anfangen, nur die Musik gefällt mir)
Durch die Porta Nigra machte ich mich dann auf den Weg Richtung Mosel, weil ich noch ein Stück Richtung Kordel wandern wollte. Senkrechte Sandsteinfelsen säumen das Moselufer. Der Weg ging steil bergauf, dann immer an der Mosel entlang. Es war schön, noch lange den Blick auf Trier zu haben.
Nach 5 km kam ich nach Biewer. Dort saßen Menschen vor einer Kneipe auf der Straße und luden mich auf eine Apfelschorle ein. Ich erfuhr, dass Biewer angeblich älter sei, als Trier, weil dort schon die Kelten gesiedelt hätten. Bewiesen sei das allerdings nicht.Auf Biewer zu musste ich steil bergab gehen. Klar, dass es dann wieder bergauf ging. Aber wie bergauf, darauf war ich nicht gefasst! Treppen, die kein Ende nehmen wollten!
Auch der Weg zu der Siedlung "Auf der Bausch" war noch leicht ansteigend. Aber dort, irgendwo am Waldrand, wollte ich mein Zelt aufstellen. An den Höhenlinien auf der Karte hatte ich gesehen, dass es die einzige Möglichkeit war. Das Gelände war auch, wie vermutet, ganz eben. Was die Karte mir nicht sagen konnte, der gante Wald war voller Totholz und Brombeerranken. Keine Chance auf einen Schlafplatz. Also weiter!
Am Wegrand, vor einer Bank, fand ich schließlich einen geeigneten Platz. Es wurde auch Zeit, es wurde schon dunkel.
Der Militärflughafen Ramstein ist ganz in der Nähe und so begleitete mich das tiefe Gebrumm der Transportflugzeuge in den Schlaf. Tagsüber donnern die Düsenjäger, oft alle Viertelstunde über die Landschaft hinweg. Aber nur bei schönem Wetter. Und das Wetter war schön, in dem letzten Tagen!
Heute Morgen habe ich mir Zeit gelassen. Es waren nur noch 13 km bis nach Kordel, die würde ich bequem schaffen, auch wenn ich von anderen Wanderern gehört hatte, dass die Strecke enorm anstrengend sein soll.
Zunächst habe ich mich verlaufen. War aber meine Schuld, ich hätte nicht aufgepasst und bin mal wieder einen Umweg gegangen. Aber immerhin, ich habe den Eifelsteig wieder gefunden.
Bis kurz vor der Genoveva Höhle lief alles normal. Es ging bergauf, bergab durch Wald.
Aber dann steile Treppen bergauf, wieder steil bergab, zur Klausenhöhle wieder steil bergauf, in engen Serpentinen, um dann langsam bergab, an einem römischen Kupferbergwerk und Steinbruch vorbei, aufs Butzerbach Tal zuzuwandern.
Ich glaube, es ist eines der schönsten Täler, die ich kenne. Ein enges Kerbtal, fast wie eine Klamm. Die Erosion in die Tiefe ist wesentlich erheblicher, als die in die Breite. Auf 3,3 km Länge des Baches sind 175 m Gefälle. Ein Wasserfall am anderen, steile Wege, Treppen, lange Hängebrücken machen es möglich, dieses schmale Tal zu durchwandern.
Obgleich ich bergab unterwegs war, stellte dieser Weg enorme Anforderungen an Trittsicherheit und Kondition. Aber es hat sich gelohnt.
Nun sitze ich drei km vor Kordel in der Silvesterhöhle. Eigentlich ist es keine richtige Höhle, sondern nur ein Felsüberhang, unter dem ein großer Tisch steht und ein paar Bänke links und rechts. Ich habe beschlossen, dieses Tal noch ein wenig zu genießen und hier, auf dem Tisch, zu schlafen. Alles Andere ist zu abschüssig. Ich werde also mein Aussenzelt über den Tisch decken, da der nicht ganz sauber ist. Darauf Luftmatratze und Schlafsack und oben drüber das Innenzelt, da mein Schlafsack so eklig orange rot ist und das so gar nicht in die Landschaft passt.
Die Buschwindröschen haben ihre Blüten geschlossen, die blauen Sterne des Immergrün leuchten noch und dazwischen ab und zu ein Scharbockskraut. Riesige, bemooste Sandsteinfelsen schauen aus dem steilen, bewaldeten Abhang hervor.
Der Bach plätschert, als hätte er es sehr eilig. Ein guter Platz für die letzte Nacht.
Es geht mir noch immer nicht gut, so dass es mir oft schwer fällt die ganze Schönheit um mich herum so tief zu empfinden, wie ich es sonst kann.
Morgen Mittag treffe ich mich mit Gundula und wir machen in einer Ferienwohnung noch ein paar Tage gemeinsamen Urlaub.
Euch allen, die ihr mich auf meiner Wanderung mit guten Gedanken, Kommentaren, Mails begleitet habt, sage ich Dank.
Hiermit schließe ich den Blog bis zur nächsten Wanderung. So Gott will im Sommer.
Habt eine gute Zeit und viel Freude am Leben
Heide