Durchs wild romantische Liesertal
Ich sitze im Zelt, es ist fast neun Uhr und noch immer ziemlich warm.
Mein Zelt steht in einem Tannenwald, ich höre den nahen Bach rauschen.
Die Vögel singen ihr Abendlied.
Ich bin satt und etwas müde von dem anstrengenden Wandertag.
Gestern, da ich ja nur ganz kurz geschrieben habe, ging es durchs Liesertal.
Tal war untertrieben, denn es ging immer steil bergauf und dann wieder bergab.
Umgestürzte Bäume sperrten den Weg, sie mussten umgangen werden. Aber der Abhang war sehr, sehr steil, an einigen Stellen fast senkrecht. Mit dem schweren Rucksack eine echte Herausforderung. Einmal war der Weg ganz gesperrt und keine Umleitung angezeigt.
Aber die steilen Felshängen, dick bemoost, waren wohl der romantischste Teil der Wanderung.
In Himmerod, einem Kloster, hatte ich im Hotel ausgemacht, dass ich im Keller schlafen könne. Als ich dort ankam, war der Hausherr nicht einverstanden, weil der Keller nicht aufgeräumt sei. Sie versuchten, mich im Kloster unterzubringen, aber der Mönch, der das Abendessen betreute war mehr als unfreundlich.
Dann trafen wir den Abt Johannes, der mir erlaubte, das Zelt auf der Wiese hinzustellen.
iPad und Telefon konnte ich im Hotel laden und es heute Morgen abholen. Aber das Zelt war klitschnass vom Tau und alles wieder gefroren.
Heute ging es zunächst noch durchs Liesertal, dann durchs Salmtal.
Die Sonne malte helle Flecken ins tiefgründiges Moos, das Wasser glitzerte und eine Wasseramsel machte fröhliche Tauchversuche. Am Nachmittag lud mich ein freundlicher Mühlenbesitzer ein, bei ihm zu übernachten, er habe ein kostenloses Zimmer für mich. Aber es war noch zu früh. Sein Hund begleitete mich noch ein ganzes Stück des Weges und mir kam der Gedanke, dass es doch schön wäre, wieder so einen Kameraden zu haben. Ein Tier, warm,liebevoll und zu mir gehörig. Aber wenn ich dann denke, dass der neue Hund auf Yukons Platz schläft, kann ich es mir wieder so gar nicht vorstellen.
Allmählich wird es Frühling, auch hier in der Eifel. Holunder, Hasel, Weissdorn und einige junge Buchen, die geschützt stehen, treiben aus.Die Veilchen duften betörend und sogar zwei Löwenzahnblüten waren schon offen.
Es gab Stellen am Weg, an denen man sehen konnte, dass das Gestein in einem Winkel von 90 Grad zusammengeschoben worden ist.
Während ich in den letzten Tagen so traurig war, dass nichts Schönes zu meiner Seele durchdringen konnte, gab es heute etliche Momente, in denen ich " mit dem Herzen sehen konnte" in denen die Schönheit mich tief berührt hat.
Der Wald, in dem mein Zelt steht ist selbst im Tal noch etwas abschüssig. So habe ich die Luftmatratze mit allem Möglichen zur Hangseite hin unterpolstert. Mal sehen, ob ich schlafen kann oder von der Matratze kullere.
Euch eine gute Nacht.
Heide