Kleine Begebenheiten am Rande
Die Regenwürmer ertrinken, so ununterbrochen regnet es. Aber heute sind meine Schuhe trocken geblieben, denn ich habe die Gamaschen angehabt. Es gibt da ein Problem: mein Regencape ist kornblumenblau, die Gamaschen sind feuerrot.( es gab sie nicht anders)
Da ich nicht wie ein Papagei rumlaufen will, ziehe ich nach Möglichkeit entweder die Gamaschen oder das Cape an. Aber bei dem Wetter heute, musste beides getragen werden.
Es hat ununterbrochen geregnet und heftig gestürmt. Deshalb bin ich auch nur bis Nettersheim gegangen und habe mir dort ein Zimmer genommen.
Heute will ich euch vor allem von den Begebenheiten am Rande erzählen:
In den ersten Tagen waren es vor allem die beiden Weltkriege. Zunächst die Westwall Bunker, dann die Information, dass auf zwei ha Land stellenweise noch bis zu achthundert kg Granat- und Geschoßsplitter liegen. Eine Frau erzählte mir von jemandem, der mit einem Metallsuchgerät die Erkennungsmarke eines Amerikanischen. Soldaten gefunden hat. Er hat es tatsächlich geschafft, die Angehörigen in Amerika zu ermitteln. Daraus ist eine lag andauernde Freundschaft geworden.
Dann der alte Bauer, der mit einigen Weidenkätzchen in den Wald ging. Er wolle sie zu seinem Schild bringen. Dort, wo der Weg den Bach kreuzt, das Schild habe er aufgestellt. Ich solle darauf achten. Die Inschrift lautete: O Mensch bedenk die Zeit und habe darauf Acht, dass jede Viertelstund das Leben kürzer macht.
Unter dem Schild war eine Dose als Vase befestigt, die nun von den Kätzchen geschmückt wurde.
An einer Stelle hatten Anwohner eine Ergänzung zum Wanderweg geschrieben. Der Weg sei sehr matschig und schlecht ausgeschildert, man könne als Alternative ( und dann folgte die Wegbeschreibungen) Kleine Liebesdienste, die das Leben erfreuen.
Am Sonntag, als ich völlig erschöpft auf der Schmalseite einer Bank saß, den Rucksack noch auf dem Rücken(, da es umständlich ist, mit Regencape den Rucksack abzusetzen,)hörte ich eine sanfte Stimme( ich hatte die Augen geschlossen und der Regen prasselte mir ins Gesicht) " ist mit Ihnen alles in Ordnung?" Es war ein ganz junges Pärchen, die sich um mich sorgten. Ich musste mehrfach beteuern, dass ich mich nur ein wenig ausruhen müsse. Sie boten mir an, mit mir zu gehen, vergewisserten sich, dass ich ein Handy habe und glaubten mir schließlich, dass ich keine Hilfe benötigte.
Ja, und heute kam ich an einer Hütte vorbei, vor der zwei Jungen, Max und Jonas ( oder Jonatan? ) ein Feuer gemacht hatten. Ich fragte, ob ich mich einen Moment zu Ihnen setzen dürfte. Sofort bekam ich etwas zu trinken angeboten und sie machten mir eine Dose Erbsensuppe warm. Es waren Pfadfinder, die ein paar Tage in der Hütte kampierten.
Ich schenkte Ihnen einiges von dem, was ich in der Brotdose hatte und vor allem Kaffee.
Da ich in Nettersheim einkaufen kann, war das kein Problem.
Wir tauschten Wandererfahrungen aus und ich habe gelernt, dass es einen ganz kleinen und effektiven Wasserfilter gibt, so dass man aus jedem Bach das Wasser entnehmen kann.
Allerdings war die Hütte nah bei einer römischen Wasserleitung, in der noch immer frisches Quellwasser fließt. Die Leitung verlief ursprünglich bis nach Köln.
Ja, und jetzt sitze ich im Zimmer, will früh schlafen gehen. Für die nächsten Tage ist das Wetter mit Dauerregen und Schnee und Sturm angesagt. Aber meist kommt es besser als angekündigt. Das Wandern ist nicht schlimm, auch bei solchem Wetter. Nur nachts habe ich es dann doch gern trocken und warm.
Eigentlich wollte ich heute die 19 km bis zur nächsten Hütte gehen, aber ich hätte das zeitlich nicht mehr geschafft.
Ihr merkt also, ich kann auch vernünftig sein und vermeide es, dass mir nachts der Sturm einen Baum aufs Zelt kippt.
Bis Morgen, habt eine schöne Zeit
Heide