durch das Venn und mehr
So, heute der Bericht von zwei Tagen, Donnerstag und Freitag, den ich allerdings er morgen senden kann, da ich wieder mal kein Netz habe.
Am Wasserturm bin ich mit eiskalten Füßen aufgewacht, aber früh aufgestanden und zeitig los gewandert .
An den Ruinen von zwei Westwallbunkern vorbei ging es durch Wiesen und Wald zum Belgischen Venn.
Vormittags war das Wetter noch gut, nachmittags stürmte und schneite es, so dass ich oft den Kopf tief gesenkt halten musste, weil der Wind mir so ins Gesicht pfiff.
Zum Glück war im Venn nur Regen, so dass ich da noch die Landschaft genießen konnte.
Leider konnte ich wegen des Regens keine Fotos machen, und so will ich versuchen, euch das Venn zu beschreiben:
In Deutschland gibt es keine vergleichbare Landschaft. Das Venn erinnert am ehesten an
Bilder, wie man sie aus der Tundra kennt.
Vorab: das Venn ist das größte noch lebende Hochmoor auf dem europäischen Festland.
Streckenweise verläuft der Eifelsteig durch Belgien. Dort wandert man auf einem breiten Damm durch das Moor, auf deutscher Seite sind es hölzerne Stege.
Jenachdem wie sumpfig das Moor an den einzelnen Stellen ist, wechselt die Vegetation.
Wo es nicht ganz so feucht ist, stehen Erlen, unter denen gelbes Sumpfgras leuchtet. (davon habe ich ein Foto gemacht,weil es noch nicht regnete. Und wenn ich Glück habe, bekomme ich es richtig rum in den Blog gestellt.) In feuchteren Gebieten wachsen vereinzelte Birken, deren Stämme aber so bemoost sind, dass man erst im Kronenbereich die Birke erkennen kann. Dazwischen dunkelgrüne Ginsterbüsche, schwarzbraunes Heidekraut und, als vorherrschende Pflanzen Gras und Moosbüschel, die mindestens 50 cm hoch sind. Das Gras wächst, stirbt im Winter ab, das junge Gras wächst durch das alte hindurch, so dass sich mit den Jahren kugelige Köpfe bilden. Oft ist dann das Moos schneller und überzieht den Grasbüschel, so dass zwischen dem Blond des Grases das dunkle Moos in reizvollen Kontrast leuchtet.
Abgestorbene,umgefallene dick bemooste Bäume liegen überall in der Gegend herum. Braune Wasserlachen, Tümpel und Rinnsale lassen erkennen, wie feucht es hier ist. Kein Zaun, keine Strom- oder Telefonleitung stören die Unberührtheit dieser Landschaft, die in diesiges Grau eingehüllt ist, das fast mit dem Himmel verschmilzt.
Es gibt fröhliche, erhabene,liebliche Landschaften. Das Venn ist von einem Ernst und einer Würde geprägt, wie ich sie an keiner anderen Stelle erlebt habe.
Noch knapp zwei Stunden ging es durch dunklen Fichtenwald, über Wiesen und Höhenzüge über denen der Wind pfiff und die Schneeflocken nur so stoben. Sie blieben aber nicht liegen. Trotzdem, wenn es in der Nacht kälter wird und es schneit, brauche ich ein Dach über dem Kopf. Mein Zelt bricht zusammen, wenn eine Schneelast auf ihm liegt. Entweder ich finde eine Schutzhütte oder ich muss mir ein Zimmer in Mützenich nehmen.
Aber, oh Glück, kurz vor Mützenich, an einer Felsengruppe, die sich Kaiser Karls Bettstatt nennt, steht eine Hütte, in die mein Zelt genau hinein passt.
Den Schlafsack habe ich im Fußteil abgebunden, dadurch hat man unten nicht so großen Wärmeverlust. Und richtig, in dieser Nacht bleiben meine Füße etwas wärmer.
Als ich aufwache stürmt es heftig und ich fröstele in meinem schönen dicken Schlafsack!
Keine Lust aufzustehen,obgleich ich weiß, dass einem warm wird, wenn man erst unterwegs ist. Aber Zelt abbauen und Sachen packen dauern ihre Zeit und da ist es eiskalt. Zum Glück habe ich das Stövchen mitgenommen, unter dem ich ein kleines Feuer machen kann, so dass das Kaffeewasser warm wird. Und dann geht es los. Nachdem ich in Mützenich noch etwas Proviant besorgt habe, mache ich mich auf den Weg nach Monschau.
Trotz des leichten Muskelkaters komme ich gut voran. Das Wetter ist trocken und der Wind hat sich fast gelegt.
In Monschau muss ich vor 12 Uhr zum Arzt, denn ich brauche ein Rezept. Der Arzt ist am äußersten Ende des Ortes, da muss ich mich sputen und schaffe es so gerade. Aber ich habe mich ziemlich verausgabt. So gehe ich erst einmal zu Mittag essen und sehe mir die wunderschöne Stadt an. Fachwerkhäuser, Schiefer gedeckt, stehen nicht nur um den Markt, sondern in allen Gassen. Auch viele Häuser aus Natursteinen sind erhalten geblieben.
Monschau duckt sich in ein enges Tal, in dem überall die Bäche plätschern. Geschäfte und Restaurants prägen das Stadtbild, und trotz der Jahreszeit sind überall Touristen unterwegs.
In weitem Bogen, stehst bergauf führt der Eifelsteig um den Ort herum.
Am Berghang zwischen bemoosten Felsen und dunklen Fichten hindurch, wandere ich auf die Perlenbachtalsperre zu.
Kurz vor der Talsperre finde ich unter hohen Fichten einen ebenen Platz, an dem ich mein Zelt aufgeschlagen habe. Ein Bach plätschert direkt neben mir und übertönt die Straße, die etwas oberhalb verläuft.
Es ist längst nicht so kalt wie gestern, ich hoffe, dass ich wunderbar schlafen kann.
Es ist schön, wieder direkt auf dem Bauch von Mutter Erde zu liegen. Für heute Nacht ist kein Regen angesagt, so dass ich keine Hütte brauche.
So,einen schönen Samstag wünsche ich euch.
Heide
ÄLTERE BEITRÄGE FINDET IHR UNTER NAVIGATION UND DANN STARTSEITE AM RECHTEN RAND