Übernachtung auf dem Wasserturm
Um halb neun hat mich mein Schwiegersohn heute Morgen zum Bahnhof gefahren.
Der Zug hatte eine halbe Stunde Verspätung und so habe ich in Aachen den Bus nicht mehr bekommen.Erst nach 12 konnte ich fahren, so dass ich kurz vor eins in Friesenrath auf dem Eifelsteig war.
Zunächst ging es in einem weiten Tal leicht bergan. Ein Bach plätscherte durch die Wiesen, die von hohem Fichtenwald gesäumt waren.
Auf einer Brücke bin ich stehen geblieben, habe die Augen geschlossen und lange dem Murmeln und Plätschern des Wassers gelauscht. So lange, bis das Wasser in mir war, mich durchflutete, über mich hinweg sprudelte, mich zum runden Kieselstein werden ließ.
Unbändige Freude und Tiefe Ruhe waren gleichzeitig in mir. Es gelingt nicht immer, so mit den Elementen, der Natur und der Welt zu verschmelzen.
Erstaunt war ich, wie sehr mich das Wandern anstrengt. Jeden km musste ich Pause machen und konnte nur sehr langsam gehen. Ich hoffe, das bessert sich, wenn ich mich ein wenig eingelaufen habe.
Den ganzen Nachmittag hat es genieselt, aber so leicht, dass ich kein Regencape brauchte.
Die Farben werden satter durch die Feuchtigkeit. Das Farnkraut leuchtet in frischen rotbraun, Das Gras bildet mit seinem hellen Blond einen reizvollen Kontrast. Die ersten Buschwindröschen ducken ihre kleinen Köpfchen vor dem Regen weg, der Huflattich hat seine Sternchen noch eng zusammengefaltet.
An Essbarem gibt es Löwenzahn, Scharbocksraut und die ersten Brennesseln. Aber ich habe mir nicht die Zeit genommen Kräuter zu sammeln.
Nachdem ich eine lange Strecke durch Wald, mit völlig aufgeweichten Wegen, matschig, schlammig und mit tiefen Pfützen,gewandert bin, kam ich an eine hoch gelegene moorige Heideflächen. Grünbraun die Heide und die Blaubeersträucher, verstreut junge Birken dazwischen und wieder, wie für Heide typisch, das abgestorbene blonde Gras.
Schwarze Tümpel spiegelten den Himmel, der in seinem monotonen Grau die Landschaft einhüllte. Einen tiefen Ernst und eine große Ruhe strahlte diese Umgebung aus.
Dann ging es wieder durch Wald und ich sah mit Sorge, dass es schwierig werden würde, einen Schlafplatz zu finden. Die Schutzhütte, die ich angepeilt hatte, war zu weit, das würde ich heute nicht mehr schaffen. Der Wald,sehr bucklig und voller Totholz, bot keinen einladenden Platz. Ob ich an der Dreilägerbach Talsperre etwas finden würde?
Nein, das Ufer ist eingezäunt und der Wald steigt steil an. Aber. . . . Da steht ein Gebäude am Ende der Staumauer. Aus Feldsteinen errichtet, sehr hoch, ich dachte zunächst, es sei eine Art Wasserturm, aber eine Schautafel belehrt mich, es sei ein Entnahmeturm, was immer das sein mag.Auf jeden Fall hat dieser Turm eine überdachte Terrasse, die groß genug ist, um mein Zelt darauf zu stellen. Eben und trocken! ! ! Morgen muss ich kein nasses Zelt einpacken. Der Himmel hat wieder einmal für mich gesorgt.
Es war noch früh, als das Zelt stand. Eigentlich hätte ich noch eine Stunde wandern wollen, aber so einen Platz darf ich mir nicht entgehen lassen.
Zunächst habe ich eine Stunde geschlafen, ich war sehr erschöpft, ja und jetzt werde ich ganz in den Schlafsack kriechen, er ist wunderbar warm und kuschelig.
Euch sage ich eine gute Nacht
Heide
P.S. 15 km habe ich längst nicht geschafft, nur die Hälfte. Auch gut !