In der Friedhofskapelle konnte ich wunderbar schlafen, allerdings war ich wieder schon um vier Uhr wach und habe dann noch bis sechs geruht.
Im nahen Café gab es etwas Warmes zu trinken und dann begann ich den Aufstieg.
Psychisch ging es mir viel besser,als gestern, aber ich fühlte mich leicht fiebrig und hatte wieder Magenprobleme. So war ich heute Vormittag extrem langsam und habe viele Pausen gemacht. Der Weg ist aber auch zu schön! Man könnte überall bleiben. In den Laubwald mischen sich Nadelbäume im reizvollen Kontrast. Dadurch, dass schon so viel Laub von den Bäumen ist, kann man fast überall weit ins Land gucken. Bei klarer Sicht erkennt man sogar den Feldberg im Schwarzwald, etwa 90 km entfernt. Aber so klar ist es zur Zeit nicht.
Um die Burg Hohenzollern wandere ich im weiten qBogen herum, sie ist der Alb vorgelagert. Wie ein Märchenschloss liegt sie da und kündet von vergangenen Zeiten.
Ich treffe einen Wanderer, der mich fragt, ob ich die Pflanzen kenne. Ich antworte: "fast alle und beschreibe ihm zwei Pflanzen, die ich sonst noch nirgends gesehen habe. Der Wanderer kennt beide Pflanzen . Das eine ist Nieswurz (kommt das nicht bei Zwerg Nase vor? ) das andere Mandelblättrige Wolfsmilch. Beide sind noch dunkelgrün und sehen aus, als wollten sie jetzt noch wachsen.
Jetzt sitze ich im Nägelehaus, mit 956 m der höchste Punkt auf meiner bisherigen Wanderung.
Das Handy ist aufgeladen, das iPad braucht noch ein wenig, deshalb dehne ich die Pause länger aus, als notwendig.
So, jetzt ist Abend.
Ich bin nicht am Albrand weitergewandert, sondern habe den Weg verlassen, um durch ein wunderschönes Tal, vorbei an Wachholderhängen, vorbei an einer Wiese mit Herbstzeitlosen, nach Stich zu kommen. Dort die Enttäuschung: dasGasthaus hat zu und die anderen beiden Häuser sind unbewohnt. So kann ich kein Wasser zur Nacht besorgen. Na ja, ich habe noch einen dreiviertel Liter, das muss dann reichen.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit bin ich gewandert, weil ich keinen guten Schlafplatz fand. Und dann die Überraschung: ein ganz ebener, trockener Platz, direkt am Waldrand. Der Mond scheint, der Bauer hat seine Feldarbeit beendet und es senkt sich Ruhe übers Land.
Ich lerne jetzt noch ein wenig polnisch. Die Nächte sind sooooo lang.