Allein im Bauch der Erde
Ich tippe im Liegen mit einem Finger, denn ich habe den Schlafsack ganz über mich gezogen. Die Finger werden sonst eisig kalt.
Zunächst will ich euch, besonders Gabriele, von der Achalm erzählen. Hap Grieshaber, ein bildender Künstler, der vorwiegend Holzschnitte machte, hat dort gelebt.
Die Achalm ist ein einzelner Berg bei Eningen. Sie sieht aus, wie ein Vulkankegel, ist aber ein sogenannter Zeugenberg, der aus dem Grundgestein besteht.
Die Eninger haben Grieshaber abgelehnt. " er ist ja auch nicht von hier. Und wie der aussah ! Außerdem war er Kommunist. Na ja, wenigstens kein Nazi. Erst als er Professor in Tübingen wurde, hat man ihn akzeptiert. Und auf seiner Beerdigung, da war was los, da sind sie alle gekommen. Ich habe sogar im Chor mitgesungen" so berichtete mir ein alter Mann, den ich nach der Achalm gefragt habe.

So, nun aber zum heutigen Tag: ich bin früh losgekommen. Zwar ohne Frühstück, aber ich hoffte, im nächsten Ort einkaufen zu können. Doch es gab kein Geschäft. Also fragte ich um Brot, Butter hatte ich noch. Da es aber neblig und kalt war, habe ich nicht erst Rast gemacht, sondern das Brot ohne alles verzehrt. Es schmeckte köstlich.
Böll hat in seiner Erzählung " das Brot der frühen Jahre" den Satz:" wir essen das, was ihr trockenes Brot nennt." Das hat mich sehr beeindruckt.
Ich kam gut vorwärts, immer durch meinen geliebten Buchenwald.es waren keine Menschen unterwegs, nur aus dem Tal hörte man den Lärm der Autos.
Vor eins war ich auf der Burg Lichtenstein, die ich besichtigt habe und wo ich auch Mittag essen konnte. Die Gaststätte war in der Wanderkarte nicht eingezeichnet, so war das eine besondere Freude. Und das Brot reichte noch zum Abendessen.
Dann wanderte ich weiter zur Nebelhöhle. Sie heißt so,weil es im Winter, wenn die Luft in der Höhle wärmer als die Aussenluft ist, aus einem Loch in der Höhlendecke dicke Nebelschwaden gibt.
Diese Höhle war ein Erlebnis. Man besucht sie ohne Führung. In der ersten Höhle bekommt man über Lautsprecher einige Informationen. Dann geht man in die weit verzweigten Gänge und Nebenhöhlen. Es waren kaum Menschen in der Höhle, so dass ich immer wieder lange Phasen hatte, in denen es vollkommen still war.
Ich lauschte der Musik der fallenden Wassertropfen, die ganz unterschiedliche Töne haben. Die Höhle war sehr geschickt beleuchtet, einige Partien mit kaltem, bläulichem Licht, andere mit warmem, rötlichem Licht.Wie sehr habe ich mir immer schon gewünscht, allein in einer Höhle zu sein, im Bauch der Erde zu spüren, wie lebendig Mutter Erde ist.
Sehr lange war ich in der Höhle, ich glaube fast zwei Stunden. So musste ich mich schon bald nach einem Schlafplatz umsehen. Da ich von der Strasse weg wollte, war es schon fast dunkel, als ich am Wegrand mein Zelt aufgebaut habe. Der Platz ist nicht toll, aber heute hatte ich keine Wahl.
Nachts ist es schön warm,der Schlafsack ist Klasse.Aber das Aufstehen morgens, kostet Überwindung.