Zwei mal Heidenheim
Es war eine ruhige Nacht auf dem Hexentanzplatz. Nur der Uhu rief von ferne Am Morgen wanderte ich durch hohen Mischwald, der verträumt im Dunst lag, hinunter nach Treutlingen. Das Museum war eine Enttäuschung, ich hatte gehofft, etwas über die Botanik und Geologie des Altmühltales zu erfahren.
Es wurde der Asteroideneinschlag ins Nördlinger Ries
erklärt. Das war ganz interessant, aber die übrigen Erklärungen bezogen sich allgemein auf den Wald und waren mir bekannt. Na ja, aber ich habe ein paar Besorgungen gemacht und zu Mittag gegessen. Dann war ich so müde, dass ich noch in einem Café eine große Tasse Kaffee getrunken habe. Erst nach zwei bin ich weiter gewandert.
Es ging stetig leicht bergauf, aber das strengt mich nicht mehr besonders an.
Ab sechs hielt ich Ausschau nach einem Schlafplatz. Aber das Gelände war überall abschüssig. So wanderte ich immer weiter, in dem Vertrauen, dass bestimmt ein guter Platz käme. Es wurde sieben, es wurde halb acht, es war finster und noch immer kein Platz in Sicht. Ich kam auf die Strasse und dort, oberhalb eines Bauernhofes schien es mir einigermaßen gerade zu sein.
Der Bauer, der noch am Arbeiten war, sah mich und schlug mir vor, in seinem Carpot zu nächtigen. So sitze ich nun hier, die Melkmaschine macht einen riesigen Krach, aber das soll wohl nur bis halb zehn gehen.
Auf jeden Fall bin ich dankbar, doch noch ein Plätzchen gefunden zu haben.
Mal schauen, was der morgige Tag so bringt.
Liebe Grüsse Heide
Heute habe ich wieder kein Netz.
Ich hänge gleich den nächsten Tag dran:
Die Nacht war unruhig. Die Kühe klapperten mit ihren Ketten, ab und an muhte eine zufrieden vor sich hin.
Die Kühlung für die Milch sprang immer wieder an und machte einen erstaunlichen Krach.
So war ich schon um fünf wach und begann um halb sechs mich für den Aufbruch fertig zu machen.
Schon um sieben wanderte ich los. Hinein in das erste,zaghafte Tageslicht,
hinein in den Nebel, hinein in die stille Welt.
Inzwischen ist es so, dass ich das Gehen vergesse. Es strengt mich nicht mehr an und ich laufe automatisch.
Der Schlafsack, der ganz unten in meinem Rucksack steckt, wärmt und massiert mir das Kreuz.
Der kühle Wind streichelt meine Arme.( ich laufe in einer ärmellosen Bluse)
Der Nebel tropft von den Bäumen, dabei knistert der Wald ganz leise.
Langsam und stetig schreite ich voran. Ich freue mich auf den Tag, denn um fünf bin ich mit meinem Freund Alfons verabredet. In Heidenheim.
Wir haben uns zwei Jahre nicht gesehen. Alfons ist auf der Heimreise von seiner Schwäbisch Alb Wanderung Schon gegen Mittag werde ich in Heidenheim sein, dann Quartier für uns suchen und Alfons um halb fünf vom Bahnhof abholen.
Ein gemeinsamer Abend, eine warme Dusche und seit drei Wochen das erste Mal wieder ein BETT !
Ich komme auf den Hang, oberhalb von Heidenheim. So klein ist der Ort?
Und wo ist die Burg? Ich habe 10 Jahre lang auf der Burg zum Kinderfest Puppentheater gespielt.
Das KANN doch nicht Heidenheim sein!
Ich frage Leute nach der Burg. Es gibt keine Burg! Ich frage nach dem Bahnhof. Es gibt keinen Bahnhof ! Ich frage, ob es noch ein Heidenheim gibt und erfahre: dies ist Heidenheim in Mittelfranken, größer und bekannter ist Heidenheim an der Brenz.
Riesige Enttäuschung! Kein Treffen mit Alfons, keine Dusche, kein Bett.
Ich muss zugeben, dass ich etwas niedergeschlagen war.
Wie konnte das passieren? Die Wanderkarte vom Frankenweg zeigt nur ein ganz geringes Umfeld und der Internetanschluss ist nicht stark genug, um eine Karte herunter zu laden.
Aber wenigstens gibt es in diesem Heidenheim einen Gasthof.
Die Wirtin ist entzückend. Eine solche Herzenswärme allen Gästen gegenüber, also auch für mich Fürsorge und das Bemühen, mich zu verwöhnen.
Für fünf Euro bekomme ich eine Suppe, einen Salat und eine Tasse Kaffee.
Als ich gerade im Aufbruch bin, erfahre ich, dass man für 12 Euro eine Übernachtung mit Frühstück bekommt. Ich entschließe mich zu bleiben.
Kein Alfons, leider, aber eine Dusche, ein Bett, frisch gewaschene Wäsche
Und ein Nachmittag an dem ich ausruhen kann.
So sitze ich jetzt in meinem Zimmerchen und freue mich auf alles, was das Leben mir bringen wird. Ich fühle mich reich beschenkt!
Eure Heide
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wanderheide am 07. Oktober 14
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