Uroma wandert heiter, schneller, leichter, weiter!
Uroma, drei Urenkelkinder habe ich jetzt schon und werde bald 75 Jahre alt.
Wandern, das ist für mich das reduziert sein auf ein Minimum, und von daher so dankbar für alles Gute, was einem auf dem Weg passiert.
Und heute ist viel Gutes passiert. Aber davon später.
Uroma wandert heiter. Ja, wie sonst soll man wandern? Das eingebunden sein in die Natur macht glücklich! Auch wenn die Trauer um Yukon noch ganz lebendig ist, so ist meine Grundstimmung doch heiter.
Uroma wandert schneller ! Ich habe es nicht drauf angelegt, es kam mir nie darauf an, eine sportliche Leistung zu erbringen, aber inzwischen gehe ich meist 3 km in der Stunde. Das ist sehr langsam, ich weiß, aber vor zwei Jahren auf der Wanderung habe ich nie mehr als 2 km in der Stunde geschafft. Ich glaube, ich hatte damals schon die Darminfektion.
Uroma wandert leichter ! Vor zwei Jahren bin ich 10 km gewandert , habe dann eine lange Mittagspause gemacht und mir nachmittags immer noch mal einen km abgerungen, wieder große Pause, noch einen km , wieder Pause usw. bis ich auf 15 km am Tag kam.
Jetzt strengt mich das Wandern längst nicht so an. Abends bin ich zwar müde, aber nie so völlig ausgepumpt.
Na ja, und daraus ergibt sich: Uroma wandert weiter. Da ich mehr Kraft habe, ist es inzwischen so, dass ich größere Strecken am Tag gehen kann.
Das soll keinesfalls darauf hinaus laufen, dass ich möglichst viele km am Tag schaffe, es soll sich in jedem Augenblick gut und richtig anfühlen.
Aber heute bin ich ca 22 km gewandert und fühle mich sehr, sehr wohl.
Aber nun zum heutigen Tag:
Die Nacht war kalt, aber mein Schlafsack so schön kuschelig. Nur das Aufstehen kostet ein wenig Überwindung. Trotzdem habe ich es geschafft, um sechs aufzustehen. Ich wusste, ich habe eine lange Strecke vor mir. Nachmittags ging der Weg nämlich nicht mehr durch Dörfer, so dass ich unbedingt Dettenheim erreichen wollte, um mir Trinkwasser für die Nacht zu besorgen und in der Gaststätte etwas zu essen. Gegen halb acht hatte ich zusammengepackt und machte mich auf den Weg.
Nach etwa einer Stunde hatte ich das Naturfreundehaus erreicht. Ich hoffte so sehr, dort duschen zu dürfen.
Also fragte ich, ob ich einen Kaffee bekommen könne und ob ich duschen dürfe.
Das war gar kein Problem, ich durfte! Und ich sage euch, es ist hundert mal schöner, sich mit warmem Wasser die Haare zu waschen! Mich im Bach ganz zu waschen ist sehr, sehr schön und mir auch nicht zu kalt. Aber im Bach die Haare zu waschen macht keinen Spaß.
Dann bekam ich nicht nur einen Kaffee, sondern ein komplettes Frühstück als Geschenk vom Wirt.
Der Weg geht seit Tagen durch sanftes, hügeliges Land. Oft an der westlichen Fränkischen Alb Kante entlang, mit weiten Blicken in die Landschaft. Da es aber immer diesig ist, ergeben sich keine schönen Fotos.
Es sind vor allem die kleinen Dinge am Wegrand, die mich bewegen:
Da steckt ein letzter Löwenzahn sein goldenes Köpfchen der Sonne entgegen,
eine Wegewarte leuchtet mich mit ihren blauen Augen an, letzte Skarbiosen oder Glockenblumen präsentieren sich in ihrer vollen Schönheit.
Die grazile Eleganz der Hagebuttenranken fasziniert mich immer aufs Neue.
Inzwischen färben sich auch die Bäume bunt. Das reine Grün wechselt zu Oliv, die Kirschbäume leuchten rot, auch der Ahorn färbt sich in den äußeren Spitzen schon ins Rötliche. Die Weissbuche ( sie gehört zu den Birkengewächsen und heißt wegen ihres hellen Holzes Weissbuche) bekommt gelbe Blätter, während die Rotbuche nur ganz wenig Gelb aufweist, sondern sich sofort in rostrotes Braun verfärbt.
Warum leuchten einige, wenige Brombeerblätter blutrot, während alle anderen grün sind?
Mit meinem meditativen Singsang wandere ich zügig dahin, nur selten begegnet mir ein Radfahrer oder, in der Nähe von Parkplätzen, einige Spaziergänger.
Der Weg fällt mir leicht und schon gegen 4 Uhr habe ich Dettenheim erreicht.
Aber es gibt kein Gasthaus, also kein warmes Essen. Auf einem Bauernhof frage ich nach Trinkwasser und bitte, ob sie mir drei Schnitten Brot und etwas Butter verkaufen können.
Daraufhin werde ich zu Kaffee und Kuchen eingeladen, bekomme Braten mit Kartoffelklössen, Brot, Butter, Käse und Kuchen für unterwegs mit.
Das war heute so ein richtiger Verwöhntag.
Gegen 5 Uhr mache ich mich wieder auf den Weg. Ich möchte am Hexentanzplatz übernachten, noch zwei bis drei km zu gehen. Aber ich fühle mich gut und gestärkt.
Am Hexentanzplatz gibt es eine Schutzhütte, das bedeutet, ein ganz gerader Schlafplatz und morgen früh ein trockenes Zelt.
Als ich ankomme sind viele Menschen dort. Ich glaubte, es sei eine Jugendgruppe, die feiern wollte. Dann hätte ich weiter ziehen müssen.
Aber es war eine türkische Großfamilie, die gegrillt hatte und gerade im Aufbruch war. Sie boten mir noch Fleisch an, aber ich war satt. Sie fragten, ob ich irgend etwas brauche, dann würden sie fahren und es mir besorgen. Aber ich war wunschlos glücklich.
In der, nach drei Seiten offenen, Hütte stellte ich mein Zelt auf. Es steht auch ohne Häringe. So fühle ich mich wollen und geschützter, als wenn ich nur so in der Hütte liegen würde.
Morgen werde ich dem Frankenweg verlassen, um durch Treuchtlingen zu gehen.
Ich möchte dort das Museum besuchen und werde später wieder auf den Frankenweg stoßen.
Heute Abend ist es nicht kalt.
Ich wünsche euch eine schöne Woche
Heide
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