Ist das Wildschwein taub, stur oder vertrauensselig?
Na ja, es war nur bedingt eine ruhige Nacht.
Als ich gegen Mitternacht aufwachte, war das Wildschwein ziemlich nah.
Es zertrat die trockenen Äste, was laut knackste und grunzte leise und zufrieden vor sich hin.
Ich dachte, etwas mehr Entfernung sei mir lieber und klatschte einige Male laut in die Hände. Es knackste und grunzte ruhig weiter. Ich rief laut Haaaa. Es knackte und grunzte weiter. Darauf beschloss ich, es mal mit meinem Taschenalarm zu versuchen, der ein lautes wie,wi, wi von sich gibt. Das Schwein knackte und grunzte weiter.
Ist es taub, stur, dumm oder vertrauensselig fragte ich mich. Ich beschloss, letzteres anzunehmen. Das Grunzen klang wirklich nett, ganz zart.
Nachdem ich es nicht vertreiben konnte, beschloss ich, weiter zu schlafen.
Am Morgen bewunderte ich die Diskretion des Tieres, es war nur auf etwa 4 m an mein Zelt heran gekommen. Das konnte ich an dem frisch aufgewühlten Moos sehen.
Gut ausgeschlafen wanderte ich weiter. Aber o weh, der Weg, der immer noch bergan führte und so schmal war, dass er kaum noch zu erkennen war, war ganz schlecht ausgeschildert. Ich verlor den Weg. So beschloss ich abwärts, auf die Strasse zu gehen um in Ohlig wieder auf den Wanderweg zu treffen. Aber in Ohlig gab es auch kein Wanderzeichen. So versuchte ich mein Glück nach den Angaben der Wanderkarte und nach der Himmelsrichtung. Zum Glück schien die Sonne.
Aber das Gelände war so steil, dass ich mich an vorgegebene Wege halten musste, auch wenn sie in die falsche Richtung führten.
Zwei, drei Stunden bin ich so umhergeirrt und war zugegebener Massen etwas frustriert. Ich ging schließlich ins Tal, um auf kleinen Strässchen in weitem Bogen wieder auf den Wanderweg zu treffen. Ich hatte mir vorgenommen, wenn ich den Wanderweg wieder gefunden habe, mache ich Mittag.
Die Sonne strahlte, es war kaum jemand unterwegs, so dass ich, auf einem Baumstamm sitzend, ein Sonnenbad nehmen konnte.
Alle meine Sachen hatte ich um mich herum ausgebreitet. Sie sollten in der Sonne lüften.
Ich hatte gerade gegessen, da kamen zwei Wanderinnen vorbei. Sylke und Petra. Sie machen einmal im Jahr eine Schwesternwanderung. Sie setzten sich zu mir und packten ebenfalls ihr Proviant aus.
So bekam ich noch ein köstliches Knäckebrot, ein Stück Käse, ein Stück Gurke und einen Apfel. Heute muss ich nicht essen gehen! Morgens hatte ich schon eine Brezel und zwei Birnen bekommen, als ich um Trinkwasser gebeten habe.
So abwechslungsreich habe ich lange nicht mehr gegessen.ausserdem erfuhr ich, dass der Wanderweg, anders, als in der Karte eingezeichnet, gar nicht über Ohlig führt.
Nachdem ich zusammengepackt hatte, ging ich ohne Hast weiter.
Wie froh war ich, als ich an einer Quelle vorbei kam, an der ich mich waschen konnte! Wasser ist ein so großes Geschenk! Und durstig war ich auch. Einen Liter habe ich auf einmal getrunken und mir genügend Wasser für die Nacht mitgenommen.
Morgen kommt meine Schwester, um mich zu besuchen. Da ich schauen musste, dass wir uns in einem Ort treffen, den sie mit dem Auto anfahren kann, hatte ich es heute nicht eilig, etwa 13 km Frankenweg habe ich geschafft. Wenn man aber die vielen Umwege einbezieht, kann ich ganz zufrieden sein.
So, heute gibt es keine Wildschweine
Schönes Wochenende
Heide
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