In Kapadokien
Am Freitag dem 7.12. sind Ingo und ich in die Türkei geflogen. Eine Pauschalreise, die vom türkischen Staat gesponsert wurde und deshalb ganz billig ist. Kapadokien ist das Ziel.
Nach Mitternacht kamen wir im Hotel an, konnten aber am nächsten Tag ausschlafen, da kein Programm geplant war.
Nach einem langen Strandspaziergang,barfuß, leicht bekleidet und einem Imbiss in einem kleinen Lokal am Strand, entschlossen wir uns, mit dem Bus nach Side zu fahren.
Side ist einfach umwerfend, zwei Quadratkilometer Ruinen, meist aus dem zweiten Jahrhundert. Apollo Tempel, Dionysos Tempel,Theater, Basilika,
Aquädukt ,Läden vom Basar. Alles aus hellem Tuffstein , überall liegen Säulen und riesige Steine. Mauern, Tore und Säulen geben eine guten Eindruck davon, wie es einmal ausgesehen haben mag.
Am nächsten Tag sind wir schon um sieben Uhr aufgebrochen, haben unterwegs das Museum von Rumi, Mitglied des Suffiordens und der tanzenden Derwische, besucht und in einer Karawanserei einen Tee getrunken. Schon nach Einbruch der Dunkelheit haben wir eine unterirdische Stadt besichtigt, in die die Menschen sich zurückgezogen haben, wenn Gefahr drohte. Bis zu acht Stockwerke sind diese Städte in die Erde gegraben und und haben Platz für mehrere tausend Menschen. Nach 12 Stunden waren wir im Hotel in Kapadokien .
Kapadokien liegt auf ca 1000 m Höhe in Anatolien. Das ganz Besondere sind die geologischen Strukturen. In steil aufragende Felswände und Türme haben die Menschen Wohnungen und Kirchen gebaut. Die Kirchen winzig klein aber zum Teil mit sehr gut erhaltenen Fresken verziert. Es ist schon eigenartig, so im Bauch der Erde in einer Kirche zu sein. Allerdings war ein Trubel, wie auf einem Jahrmarkt, da ein Reisebus nach dem anderen ankam. Jede Gruppe dürfte nicht länger als 3 Minuten in einem Raum sein, dann musste sie für die folgende Gruppe Platz machen.
Da wir die Besichtigungen nicht als Paket mit der Reisegruppe gebucht hatten, sondern unseren Eintritt selber bezahlt haben und auf die Führungen verzichtet haben, bestand die Möglichkeit, länger an einem Ort zu verweilen.
Aber meditative Ruhe kam in keiner Kirche auf.
Nur als ich in einem kleinen Nebenraum saß und das Holztor zugezogen hatte ,(die meisten Räume hatten keine Türen) kam das Bewusstsein , dass man in der Erde ist, zum Tragen und es stellte sich eine innere Stille ein.
Anschließend sind wir in verschiedene Täler mit ungewöhnlichen Felsformationen gefahren, wo wir jeweils ein wenig Gelegenheit hatten, spazieren zu gehen. Ich hätte lieber nur ein Tal gesehen und dort stundenlang Zeit gehabt, aber das ist der Nachteil von Pauschalreisen. Das war mir ja auch schon vorher klar.
Dann, am späten Nachmittag kam der Höhepunkt der bisherigen Reise :
Der Tanz der Derwische.
In einen fast dunklen Saal kamen elf Derwische, vier nahmen auf ihren Plätzen als Musiker Platz, sechs verneigten sich im Gebet und der Meister sang.
Sang mit einer Inbrunst und Intensität, wie ich sie noch nie gehört hatte. Am ehesten kommen Gregorianische Gesänge dem Nahe, allerdings in einer ganz anderen Musikalität, teilweise mit Obertönen durchsetzt.
Danach spielte die Flöte ein Solostück und die tanzenden Derwische nahmen ihre Plätze ein. Danach begann der Tanz. Mit einer Leichtigkeit und Harmonie drehen die Derwische, als würden ihre Füße den Boden nicht einmal berühren .
Die rechte Hand ist gen Himmel gestreckt, ganz auf Empfang gerichtet, die linke Handfläche weist zur Erde. Das Göttliche auf die Erde herableiten ist der Gedanke der alles lenkt.
Ales dreht sich, ob man an das Atom oder die Gestirne denkt, und so bringen sich die Derwische mit ihrem Tanz in das Geschehen der Schöpfung ein.
Ich war auf Folklore eingestellt. Stattdessen erlebte ich eine spirituelle Dichte, wie sie mir noch nirgends begegnet ist.
Etwa dreihundert Menschen folgten dem Geschehen in völliger Stille.
Nicht alle haben das so intensiv erlebt wie ich, so erfuhr ich von Teilnehmern unserer Reisegruppe, die dabei gewesen waren, aber niemand hat gestört.
Alle hatten so viel Takt, nicht zu applaudieren.
Erst nach Ende der Veranstaltung tanzten noch einmal zwei Derwische und gaben den Anwesenden Gelegenheit, Fotos zu machen.
Der letzte Tag vor unserer Abreise war von den Besuchen von Schmuck und Ledermanufakturen geprägt. Das war der Preis, den wir für die billige Reise zahlen mussten. Wir haben zwar versucht, uns abzusetzen und die Sonne zu genießen, aber der Reiseleiter hat darauf richtig sauer reagiert. Gekauft haben wir natürlich nichts, aber wir sollten unbedingt dabei sein.
Nachmittags sind wir dann auf eigene Faust ein wenig an der Felsenküste von Antalya herumgeklettert und haben in einer kleinen Imbissbude etwas gegessen.
Morgen geht es gegen Mittag zum Flughafen. Sowohl Ingo, als auch ich freuen uns auf zu Hause.
wanderheide am 13. Dezember 12
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