Der Tag ist ganz anders gelaufen, als geplant. Ich wollte den Lehrpfad um Hohnstein gehen, auf den ich mich durch Lektüre schon vorbereitet hatte.
Bis zur Wolfsschlucht hat das auch geklappt. Sie ist ganz steil, stellenweise weniger als einen Meter breit, und dunkel, weil so wenig Licht hineinfällt.
Yukon habe ich unten angebunden, ich wollte ihm die vielen Eisenstufen nicht zumuten.
Daher kam ich aber vom Rundweg ab, weil ich ja wieder zurück zum Hund musste. Mein Versuch, den Lehrpfad durch einen Umweg zu erreichen schlug fehl. So bin ich durch den Urwald,in dem nichts forstwirtschaftliches getan wird, auf schmalem Wildpfad immer bergab gegangen, gestiegen, geklettert, bis ich wieder ins Polenztal kam. Lange habe ich an dem klaren Bach gesessen, dem Plaetschern des Wassers zugehört, die Sonnenreflexe in den Bäumen und auf dem Wasser verfolgt, einer Bergstelze bei ihrem emsigen Bemühen um Futtersuche zugeschaut und meinen Fuß ausgiebig gekühlt.
So ganz da sein, sich an einem Ort vertiefen und mit allen Sinnen einatmen, was so intensiv um einen herum sich dem Leben darbietet, ist mir wichtiger als " viel gesehen zu haben" trotzdem war es gut, dass ich mich vorbereitet hatte. So schaut man mit anderen Augen, versteht die Geologie, achtet auf die schwefelgelben Flechten, erkennt, wie die Bäume auf exponierter Lagen mit wenig Humusschicht ums überleben kämpfen .
Nach länger Zeit bin ich durch das Tal, vorüber an riesigen Felswänden , zu einer Mühle gewandert, wo ich eingekehrt bin. Dort habe ich Helga kennengelernt, die ihren Freund, den Inhaber bei der Arbeit unterstützt.
Helga ist genau so verrückt wie ich. Sie ist 62 Jahre alt, hatte eine Hüftoperation und läuft Maraton. Außerdem wandert sie viel und will im Sommer die Alpen überqueren (auf dem Europäischen Fernwanderweg 5 der so anspruchsvoll ist, dass ich dieses Vorhaben vor Jahren schon aufgegeben habe.)
Der Rückweg führte mich durch ein ganz enges, ständig ansteigendes Tal
mit riesigen Felswänden, Verwitterungen und Überhängen zurück nach Hohnstein. Es war schon Abend und kein Mensch ist mir begegnet. Es tat gut, so allein diesen märchenhaften Wald zu durchwandern. Es sind dort Energien anwesend, die auf mich etwas ganz beruhigendes haben. Es ist erstaunlich, wie anders sich Sandstein anfühlt, gegenüber Granit.
Granit gibt mir Kraft und Schwung, Sandstein eine ruhige Tiefe. Mag blöde klingen, ist auch nicht esoterisch gemeint, aber ich reagiere auf die unterschiedlichen Schwingungen, die ja jede Materie hat, empfindsam.
Wahrscheinlich tut das jeder Mensch, aber nicht jeder hat gelernt, das wahr zu nehmen. Abends habe ich noch in dem Buch von Max Jacob " mein Kasper und ich" gelesen. Für diejenigen, die es nicht wissen, Max Jacob ist ein ganz bekannter Puppenspieler, der in Hohnstein gelebt und gearbeitet hat,
und bei dem Rudolf Fischer, mein Lehrer, ausgebildet wurde.
So, für Euch beginnt morgen wieder die Arbeitswoche. Ixh wünsche Euch, dass Ihr Freude an Eurem Tun habt.
Heide