Ihr Lieben,
heute, ganz früh, bin ich losgewandert. Es war so gut, endlich wieder unterwegs zu sein. Die Lerchen sangen, die Tauben gurrten, Kraniche zogen ihre Runden, Frösche quakten und die Vögel sangen alle um die Wette.
Es war schon am frühen Morgen sehr warm, so dass ich nur mit einer kurzärmligen Bluse wandern konnte. Und es ging gut. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen und verschlimmerten sich auch nicht. Ich müsste nämlich weiter wandern, als geplant, weil das Haus, das in der Karte eingezeichnet war, und in dem ich Wasser holen wollte, sich als Ruine entpuppte.
So wanderte ich bis Klosterfelde im Barnimer Land. Ich besorgte Wasser zur Nacht und wanderte dann zu einem Landgraben, der als wasserführend eingetragen war. Welche Enttäuschung, als wir sahen, dass er keinen Tropfen Wasser hat. Ich kann mich nicht waschen und Yukon hätte aus dem Graben trinken sollen. So ist das Wasser sehr, sehr knapp. Deshalb kann ich Yukon das Trockenfutter nicht geben, dazu braucht er viel,viel Wasser. Zum Glück hat er heutenmorgen reichlich gefressen und mittags, außer der Reihe noch 5 Butterbrote abbekommen, damit mein Rucksack leichter wird.
Ich habe rohen Kohlrabi mit Käse zum Abend gegessen, Knäckebrot wäre zu staubig ohne zu trinken. Käse ist für den Salzhaushalt wichtig.
Zum waschen habe ich meinen Waschlappen in drei Stücke gerissen, alle drei feucht gemacht und mich nacheinander mit allen abgerieben. In der Wüste hatten wir oft nur 0,5 l Wasser zum waschen, das habe ich gelernt, aber heute war es nur eine halbe Tasse voll.
Wir haben noch etwas Trinkwasser für morgen früh.
Schließen möchte ich mit einem Gedicht von Eichendorff, das meine Stimmung wiedergibt:
Es war, als hätt der Himmel, die Erde sanft geküsst,
das sie im Blütenschimmer von ihm nur träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder, die Ähren schwankten sacht.
Es rauschten leis die Wälder, ganz sternklar war die Nacht.
UND MEINE SEELE SPANNTE SANFT IHRE FLÜGEL AUS
Flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus .
Euch eine schöne Woche
Heide