Brüderlichkeit und weiße Veilchen.
Der Regen knistert auf meinem Zelt. Ich habe es warm und bin platzsatt, weil Geesa und Ingo mit den Kindern eben hier waren und etwas warmes zu essen mitgebracht haben.
Der Tag ging sehr gut los, ich habe ein klitzekleines Feuer gemacht, so dass ich morgens schon warmen Kaffee hatte.gegen 7 Uhr bin ich losgewandert.
Einem schönen Brauch , den wir schon auf der Wanderung mit Imke, vor 12 Jahren gepflegt haben, habe ich mich vom Schlafplatz mit Dank verabschiedet und dann eine Engelkarte mit einem Wort als Leitidee für den Tag gezogen.
(Als ich in Hohenfelde gestern losgewandert bin war das Wort "Dankbarkeit")
Heute Morgen lautete es Brüderlichkeit / Schwesterlichkeit.Ich fand das nicht sehr passend, aber neu ziehen gilt nicht. Also habe ich abgewartet, was der Tag so bringt.
Mittags hatte Yukon keine Lust oder Kraft mehr zu wandern und bat mich, an einer Bushaltestelle zu rasten. (er legt sich vor die Bank und schaut mich fragend an)
Ich habe ihm die Ruhe gegönnt und währenddessen meine Dehnübungen gemacht. Da einige Übungen im Liegen gemacht werden müssen, habe ich mich auf die Bank gelegt. Plötzlich hält ein Auto und eine sehr kultivierte Dame fragt mich, ob ich Hilfe bräuchte. Sie hatte mich auf ihrem Hinweg schon wandern sehen, hatte mich dann auf der Bank bemerkt und extra noch einmal gewendet, um nach mir zu sehen.yukon bekam Leckerli und ich Sprudelwasser, wobei es nicht das Materielle, sondern die Geste war, die mich so gefreut hat. Schwesterlichkeit eben. Wenig später hielt ein Auto, um zu fragen, ob Yukon ein Brot haben dürfte. Ich holte mir das Einverständnis der Geberin und wir,Yukon und ich haben ein wunderbares Käsebrot miteinander geteilt. Als ich dann in einem Haus bat, ob sie mir etwas Hundefutter verkaufen könnten, bekam er nicht nur das Futter umsonst, sondern ich wurde auch noch zu einem Orangensaft eingeladen.
Das ist es, was Fußwanderungen für mich zu so etwas besonderem macht, dass
Ein Käsebrot oder ein Glas Saft zu einem echten Geschenk wird. (ich ernähre mich fast ausschliesslich von Nüssen und Rosinen) ja und die Krönung dann abends Ingo und Geesa. Zu fünft haben wir in meinem kleinen Zelt gesessen. Ingo kann mich mit seinem iPad ganz genau orten! Den ganzen Tag habe ich Brüderlichkeit/Schwesterlichkeit erfahren, solche Tage sind eher selten !!!
Ja und schneeweiße Veilchen habe ich gesehen. Nicht eines, nein, immer wieder ganze große Flecken. Störche haben geklappert, Lerchen gesungen,
Ich glaube, jetzt bin ich bei Mutter Erde angekommen. Gestern überwog noch der Abschiedsschmerz.
Ich muss in den Schlafsack kriechen, mir wird kalt. Euch allen eine gute Nacht
Heide.
Ps. Emails beantworte ich, wenn ich im Zimmer übernachte und somit genug Strom fürs iPad habe.