Samstag, 12. Mai 2012
Gastfreundschaft wie im Süden
Gestern habe ich schon nachmittags in den Blog geschrieben. Gegen 17.30 bin ich wieder los gewandert. Kaum war ich aus dem Dorf heraus, bemerkte ich, dass ein Gewitter aufzog. Noch ein Stück wandern oder gleich einen Zeltplatz suchen, das war die Frage. Ich entschloss mich, weiter zu gehen und gleichzeitig nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten. Der Platz muss windgeschützt, eben, nicht in einer Senke und nicht unter hohen Bäumen, von denen Aeste abbrechen können,sein.
Als ich so tippelte, hielt ein Fahrradfahrer neben mir und fragte, wo ich hin wolle. Er. lud mich ein, erst einmal mit ihm eine Flasche Bier zu trinken.
Ich hatte es zwar eilig, wegen des Gewitters, aber es ist wichtig, mit dem Strom des Lebens im Einklang zu sein. Da man ja nicht jeden Tag mit einem wildfremden Mann am Straßenrand sitzt und Bier trinkt, sagte ich zu.
Es stellte sich heraus, dass seine Frau mich hatte wandern sehen und wegen des Gewitters meinte, ich könne doch in ihrem Partyraum übernachten.
Ich bekam ein warmes Abendessen, noch eine Flasche Bier, eine heiße Dusche und ein ausklappbares Sofa als Bett.
Yukon, der schon zu Abend gegessen hatte, sollte unbedingt noch eine Dose Katzenfutter fressen. Karl Heinz Nickel hatte so eine Freude daran, ihn zu füttern.
Frühstücken wollte ich nicht, denn ich plante, sehr früh aufzubrechen. Aber das Bier ( oder was auch immer) hatte mich so müde gemacht, dass ich erst um 6.30 Uhr aufgestanden bin. Für Yukon standen zwei Dosen Katzenfutter vor der Tür, und ich kam nun doch noch zu einem herrlichen Frühstück.
Und weil es so viel Freude macht, Yukon zu füttern, hat Karl Heinz ihm noch eine Dose gegeben. Was ich in 12 Jahren mit Yukon nur einmal erlebt habe: Er hat nicht aufgefressen, so satt war er.
Um 8 Uhr sind wir losgewandert, die ersten 10 km gingen wie im Flüge, denn es war schön kühl geworden. Danach sind wir zwar zügig gewandert, haben aber immer wieder Pausen gemacht. Ich hatte den Eindruck, Yukon brauchte das.
Ich bin jetzt im Herzen des Spreewaldes. Die Landschaft ist freundlich und offen. Spargel und Gurken werden vorwiegend angebaut. Aber dazwischen immer wieder blühende Wiesen, duftender Weissdorn, die ersten blühenden Ebereschen und Robinien.
Es ist Sommer! Der Mohn blüht, Grillen zirpen, der Roggen steht kurz vor der Blüte und duftet nach dem Regen nach . . . . na, eben nach Roggen. Es gibt Vögel, die ich noch nie gesehen habe, z.B. Die Weidenmeise und einige, die ich nachschlagen muss, weil sie mir ganz unbekannt sind. Bieber und Fischotter sind hier zu Hause.
Weil ich Wasser zur Nacht brauchte, sind wir heute 24 km weit gewandert. Rechts die Spree und links ein See nach dem anderen, dazwischen Sumpfgebiete. Wir sind auf dem Deich entlang gegangen, der gleichzeitig Fahrradweg ist.
Wir sind zwar müde, aber nicht kaputt. Jetzt sitze ich in einem Landgasthaus, habe Spargel gegessen und mein Zelt unten auf der gemähten Wiese an der Spree aufgestellt. 2 km sind wir von Lübben entfernt. Morgen werde ich Lübbenau erreichen und etwas Pause machen.
Einen schönen Sonntag wünsche ich Euch allen
Eure Heide


Freitag, 11. Mai 2012
Es gibt auch schöne Kiefernwälder


Tanzende Eichen
Heute schreibe ich schon am Nachmittag, es ist einfach zu heiß, um weiter zu laufen. Ich sitze an einem Seitenarm der Spree und halte meine heißen Füße ins Wasser. Seit Tagen wandere ich durch Kiefernwälder, keine großen, imposanten Kiefern, sondern so etwa 30 Jahre alt. Ich sehne mich nach
Laubwald, der richtigen Schatten macht und mit seinem hellen Grün die Seele erfreut. Und da komme ich aus dem Wald, rechts ein Wiesental mit Bach, so dass Yukon trinken kann, links hohe Akazien und Haselsträucher davor. Alles ist hell, freundlich und frisch, nach der langen, sandigen Durststrecke.
Am Wiesenrand steht eine riesige Eiche, die ihre Äste so grazil, schwungvoll und liebreizend nach allen Seiten ausbreitet, als wolle sie im nächsten Augenblick davon tanzen. Vor Fürstenwalde habe ich schon zwei solcher Bäume gesehen, davor noch nie, obwohl ich doch so viel wandere.
Ich genieße jeden Tag,an dem ich unterwegs bin, und freue mich über die Kraft, die mir geschenkt wird.
Hier an der Spree tanzen die Mücken an der Wasseroberfläche, heute morgen waren sie eine solche Plage, dass ich dasRegencape mit Kaputze angezogen habe, um mich ihrer zu erwehren.
Ich grüsse Euch alle sehr lieb und wünsche Euch viel Lebensfreude.
Heide


Freitag, 11. Mai 2012
Hellgelbe Wanderschuhe
Hier, in der Lausitz, bin ich vorwiegend durch Kiefernwälder gegangen.
Die Kiefern blühen zur Zeit und alles ist mit einem hellgelben Staub bedeckt.
Vor allem meine Schuhe, aber auch Rucksack, Haare, die Gewässer, einfach alles. Es war ein heißer Tag. Ich liebe die Hitze, wenngleich das Wandern anstrengender ist. Die Erde duftet so schlaftrunken, fühlt sich so lebendig warm an, es ist eine einzige Freude. Yukon liebt die Hitze überhaupt nicht, deshalb haben wir viele Pausen gemacht und ich habe meinen Fuß ins kalte
Wasser gesteckt. Der Schmerz wird besser, die Schwellung ist noch erheblich.
Am späten Nachmittag bin ich an einem Campingplatz angekommen, mit angeschlossener Gastwirtschaft. Die Wirtin war sowas von hilfsbereit, hat mir
Einen wunderbaren Salat gemacht, mein iPad ist 98 % geladen, sie hat mir Waschmittel gegeben, so dass alle Sachen wieder sauber sind, und für Yukon 2 Eier, die er mit Knäckebrot und Òl fressen konnte. Morgen muss ich Hundefutter erbetteln, aber das klappt meistens ganz gut.
Morgen komme ich in den unteren Spreewald, und in ein paar Tagen bin ich in Lübbenau,im oberen Spreewald. Dann habe ich mein erstes Etappenziel erreicht und werde 2 bis 3 Tage " Urlaub" machen. Ich möchte mit dem Boot durch den Spreewald fahren, das Museum besuchen und alles kennenlernen.
Morgen soll es 30 Grad warm werden, da müssen wir früh aufbrechen. Ab Mittag soll es regnen. Auch gut, die Erde schreit nach Regen.
Gute Nacht und danke allen, die mir eine Nachricht geschrieben haben. Ich bin zu müde, um jedem zu antworten vielleicht morgen.
Gute Nacht Eure Heide


Mittwoch, 9. Mai 2012
Der Kuckuck hat mich lieb!
Ein vierjähriges Kind meinte einmal: " Der Mond hat mich lieb, er geht immer mit mir.Das Gleiche könnte ich vom Kuckuck sagen. Seit Tagen begleitet mich sein Ruf. Und auch jetzt wünscht er mir eine gute Nacht.
Heute war ein schöner Wandertag, gar keine Strasse, sondern nur Feld- und Waldwege. Dennoch waren sowohl Yukon, als auch ich nicht so gut in Form. Wir mussten oft Pause machen. Na ja, solche Tage kommen vor.
Ich bin südlich von Storkow,zelte an einem See, komme aber wegen des Schilfgürtels nicht ans Wasser.
Gestern war ich in Fürstenwalde beim Chirurgen, ich wollte ein Diagnose und eine Prognose, was geschieht, wenn ich weiterwandere. Ich möchte das Risiko einschätzen, um mir keine bleibenden Schäden zu holen. Es ist definitiv eine Sehnenscheidenentzündung. Behandeln würde man mit 6 bis8 Wochen Ruhe.
Wenn ich damit weitergehe, kann es sein, dass der Schmerz zu groß wird und ich abbrechen muss. Dann würde man mit 6 bis 8 Wochen Ruhe behandeln.
Also kann ich auch weiterlaufen.
Ich werde aber den Rat von Aboretum aufgreifen und meinen Homoeopaten anmailen, um zu fragen, ob er noch einen Rat hat. Kytta Salbe und Plasma,
Kohlwickel und kühlen stehen sowieso auf dem Programm. Immerhin ist es seit 14 Tagen nicht schlimmer geworden.
Wenn ich morgen keine Gelegenheit finde, mein iPad aufzuladen, kann es sein, dass ich keinen Beitrag schreibe. Also, bitte keine Sorgen machen.
Liebe Grüße
Heide


Dienstag, 8. Mai 2012
Glücklich und kaputt
Es geht mir gut. Morgen erzähle ich mehr, jetzt muss ich erst einmal schlafen. Gute Nacht
Heide


Montag, 7. Mai 2012
Übernachtung bei den Roma
In Fürstenwalde angekommen hatte ich nichts mehr zu essen und auch kein Waser mehr. Gerade am Ortseingang entdeckte ich einen Campingplatz, der sich aber als Stellplatz für Roma entpuppte. Es wird laut sein, heute abend, aber es ist fröhlicher Kinderlärm. An der Tankstelle habe ich etwas zu essen gekauft, und nun geht es uns beiden gut. Morgen will ich mal sehen, ob ich, unangemeldet, einen Termin beim Chirurgen bekomme. Ich hätte gern eine Diagnose, habe inzwischen aber das Gefühl, dass es sich um etwas Rheumatisches handelt, da es morgens am schlimmsten ist und vom Laufen besser wird.
Der Weg heute war abwechslungsreich, ich bin weite Strecken an der Spree entlang gewandert. Allerdings war ich nicht so bei Kräften und kam nur langsam voran. Aber das darf ja auch mal sein.
Für heute liebe Grüße
Heide


Sonntag, 6. Mai 2012
Kennt Ihr MOL und LOS ?
MOL steht für Märkisches Oder Land, LOS für Landkreis Oder Spree.
Es ist der achte Landkreis, den ich gerade durchwandere und die Abkürzungen sind die Autokennzeichen.
Heute war ein schöner Tag, die Landschaft abwechslungsreich und freundlich, das Wetter gut, ( nachdem ich morgens im Zelt den Regen abgewartet habe und deshalb erst um 10 Uhr losgewandert bin.) Mein Weg führte ausschließlich über unbefestigte Pfade und Waldwege. Als ich etwas Warmes gegessen habe, bekam Yukon zwei Schüsseln mit Fleisch. Er liegt neben mir und schläft ganz fest. Wir sind heute gut vorangekommen, selbst die letzten
3 km haben wir in einer Stunde geschafft. Sonst brauchen wir für km 12 bis15 oft drei Stunden, weil wir immer wieder Pausen machen müssen.
Noch immer begleiten Lerchengesang und Kukuksrufe meinen Weg.
Im Bergischen Land und im Odenwald und auch sonst auf meinen Wanderungen waren Lerchen kaum noch zu hören.
Die Vegetation hat aufgeholt. Es ist alles so weit fortgeschritten, wie im Rheinland. Die letzten Buschwindröschen haben zusammen mit den Maiglöckchen geblüht. Kastanien, Flieder, Wilde Möhre, Silberpfennig, Ackelei, Schwertlilien, und viele andere Pflanzen blühen. Hier im Norden setzt das Frühjahr viel später ein, es geht dann aber sehr schnell und alles blüht gleichzeitig.
Wie es mir geht, seht Ihr am besten auf dem Bild. Ich maile es an Andrea und sie ist so nett, es in meinen Blog zu setzen. Deshalb kann es sein, dass die Bilder manches Mal einen Tag später drin sind.
Das zweite Bild zeigt einen Waldwag mit dem Schild " frei für Anlieger"
Der Weg ist aber völlig zugewachsen, teilweise so schmal, wie ein Wildpfad.
Nirgendwo ein Haus oder Anwesen.
Ich wünsche Euch allen eine gute Woche
Heide

Heide und Yukon

Anlieger frei


Samstag, 5. Mai 2012
Kohlwickeln sind prima
Kohlwickel kühlen viel angenehmer, als kaltes Wasser oder Eis. Der Saft soll gut gegen Entzündungen sein. Mal sehen, ob die Kur hilft. Die Egel helfen nicht von einem Tag auf den anderen, aber ich konnte wandern und das ist die Hauptsache.
Schon um 6.15 Uhr bin ich losgegangen, immer am See entlang. Dann habe ich im Einkaufszentrum , auf dem Rucksack sitzend, gefrühstückt . Es ist so köstlich, frische Sachen zu haben, Buttermilch und Weintrauben.
Der Weg heute zog sich, da ich kilometerweit aus Strausberg raus an der Strasse entlang musste. Zum Glück gab es immer einen Fahrradweg.
Morgens konnte ich das Zelt noch vor dem Regen abbauen und heute Abend vor dem Regen wieder aufbauen. Das ist immer ein Grund zur Freude, denn wenn alle Sachen feucht werden, ist das ganz, ganz unangenehm.
Bei Regen wandern ist kein Problem, ich habe ein gutes Regencape und die Natur braucht den Regen so dringend.
Die Landschaft ist eben mit riesigen Feldern. Da bedeuten Gartenzwerge eine willkommene Abwechslung. 600 sollen es an der Zahl sein. Das hat dann schon etwas Witziges. Ich frage mich nur, wie der Mensch den Rasen kurz hält. (siehe Foto )
Euch allen liebe Grüße von Heide



Freitag, 4. Mai 2012
Glück im Unglück
Ich schreibe heute von Donnerstag und Freitag.
Gestern( Donnerstag) war ich schon um 14.30 in Strausberg. Ich wollte mir ein Zimmer nehmen, aber in Strausberg ist Golfturnier und alle Zimmer ausgebucht. Ich hatte aber in der Apotheke die Blutegel bestellt, also musste ich in Strausberg bleiben.
Die Inhaberin einer Pension ermöglichte es mir, auf ihrem Seegrundstück zu zelten. Sie hat mir ihr Fahrrad geliehen, damit ich zur Apotheke fahren konnte, die immerhin noch 4 km entfernt war.
Ich hatte also Glück, weil ich alles hatte, was ich brauchte, ohne dass ich etwas zu bezahlen brauchte. Und zuerst sah es so aus als hätte ich Unglück, weil es kein Zimmer mehr gab.
Um die Egel zu bestellen, habe ich von unterwegs im Internet die Strausberger Apotheken rausgesucht. Nachdem ich bei vieren vergeblich angerufen hatte, war die fünfte in der Lage, die Egel innerhalb von drei Stunden zu beschaffen. ( ich lobe immer wieder die Technik des Internets.)
Ich habe bis zum Abend gerade noch geschafft,alles zu erledigen, das Zelt aufzubauen und die Egel zu setzen.
Heute habe ich alle meine Sachen auf Vordermann gebracht, mit einem Eigelb im See die Haare gewaschen, vor allem aber den Rucksack geschrubbt. Mir war ja Öl ausgelaufen. Ich brauche immer etwas Öl,um mir einen Salat aus Wildkräutern oder eine Brennesselsuppe zu machen. Außerdem bekommt Yukon etwas davon ins Essen, wenn ich mal nur Knäckebrot in Wasser für ihn habe. Auch als Hautöl ist es brauchbar, besonders, wenn ich das leicht nussige Leinöl bekomme.
Der Rucksack ist richtig gut geworden, da bin ich heilfroh , denn er hat mir alles eingesaut. Das iPad ist geladen, der Fuß schmerzt nicht mehr ganz so sehr, (ich habe ihn den ganzen Tag gekühlt) Und so zieht es mich weiter, Richtung Fürstenwalde, wo ich in etwa zwei Tagen ankommen kann.
Der Mond ist fast voll, ich sitze auf einer Bank, die auf einem Holzsteg steht, der in den See hinaus gebaut worden ist.
Die Lichter von Strausberg, das gegenüber liegt spiegeln sich im Wasser.
Eine letzte Nacht an diesem romantischen Platz. Aber auch das bedeutet wandern, immer wieder Abschied nehmen und nicht wissen, was der kommende Tag bringt.
Ich gruesse euch ganz herzlich, besonders all jene, die mir Reiki, Heilung und gute Gedanken für meinen Fuß geschickt haben.
Gute Nacht
Heide
P.S. Merkt Ihr, mit dem Korrekturlesen klappt es jetzt besser. Ist aber auch eine Frage von Müdigkeit.


Donnerstag, 3. Mai 2012
Station in Strausberg
Ihr Lieben,
ich werde mindestens zwei Tage in Strausberg bleiben, um meinen Fuß mit Blutegeln um Kohlwickeln zu behandeln. Ich habe wenig Strom im iPad und muss noch bei Helligkeit die Egel setzen. Deshalb mache ich für heute Schluss.
Heide


Mittwoch, 2. Mai 2012
Alles hat zwei Seiten
Fange ich mal mit der schönen Seite an: am vergangenen Abend habe ich ja,wegen des Gewitters, mein Zelt am Straßenrand aufgebaut. Das Schöne daran, es hat die ganze Nacht eine Nachtigall gesungen.
Das Ungute, ich habe kaum ein Auge zugemacht. Die Autos führen bis spät an meinem Zelt vorbei,aber vor allem der Rinderbetrieb,der gleich hinterm Zaun ist, hat die ganze Nacht gearbeitet. Trecker, direkt neben mir, Gescheppert und geknall, bis 3 Uhr war Lärm dann muss ich wohl doch etwas eingeschlafen sein. Aber immer wieder wurde ich wach, deshalb weiß ich so genau, dass das Vögelchen die ganze Nacht gesungen hat.
Die Landschaft, durch die ich heute gewandert bin, war nicht so sehr aufregend,eher großflächige Landwirtschaft und niedrige Nadelwälder .
Aber die Rapsfelder blühen! Das sieht so fröhlich aus. Hier im Norden überstürzt sich die Natur, alles blüht gleichzeitig. Selbst die wilde Möhre kommt schon, und der Silberpfennig steht in voller Blüte.
Kirsche und Apfel blühen gleichzeitig, zu mindest einige Sorten.
Heute Abend war es mal wieder schwierig, an Wasser zu kommen, weil der "Bach" ein einziges Sumpfgebiet war. Und die Mücken haben mich fast verrückt gemacht. Ich bin dann, weiter, als ich wollte, zu einem kleinen See gewandert. Das Wasser ist klar, aber der Untergrund so morastig, das man dreckig aus dem Wasser käme, weil man alles aufwühlt, wenn man an Land geht. Ich wäre gern geschwommen, aber war auch froh, duschen zu können.
Dabei schöpfe ich mit Yukons Napf Wasser aus dem See und gieße es über mich.
Die Frösche quaken, die Entwn schreien und die Flugzeuge machen einen erheblichen Lärm. Ich bin halt nah bei Berlin. Aber ich denke, ich kann trotzdem schlafen. An die tierischen Geräusche gewöhne ich mich ganz schnell.
Morgen soll es regnen. Wird auch höchste Zeit, die Pflanzen schreien nach Wasser. Sogar der Löwenzahn hängt matt, weil alles so trocken ist.
Wenn es gut läuft , werde ich morgen Strausberg erreichen und wahrscheinlich zwei Tage Pause machen, um meine Sachen in Ordnung zu bringen.
Alles Liebe Heide

Rapsfeld


Dienstag, 1. Mai 2012
Der schönste Platz der Welt ?
Heute bin ich nicht so früh losgekommen, da es gestern abend spät war.
Das hatte zur Folge, dass ich noch ein Lunchpaket mitbekam, ganz liebevoll zubereitet, und Yukon 4 Würstchen.
Ich war noch keinen km gewandert, da kam ich in eine Landschaft, wie ich sie , glaube ich, noch nie so schön erlebt habe.Kennt Ihr das, dass es vor lauter Schönheit weh tut ? Ich habe zwar ein Foto gemacht, aber ich werde es nicht einstellen, weil ich immer wieder enttäuscht bin, wie wenig meine Fotos die Realität treffen.
Welliges Wiesenland, überall Baumgruppen, blühende Apfelbäume, Wiesenschaumkraut, Löwenzahn , ein Graben mit fliessendem Wasser , Sonnenschein, Vogelgesang, sogar einen Pirol habe ich gehört. Der Pirol ist ganz selten, ich habe ihn erst dreimal gehört und gesehen, in meinem ganzen Leben. Ich konnte einfach nicht weiter gehen, ich habe mich hingesetzt und alles ganz tief in mich aufgenommen. Ich glaube, dieses Bild werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Dann bin ich zügig weitergewandert, aber gegen Mittag wurde es so heiß, dass wir eine lange Pause machen mussten.
Ich wollte in den Abend hinein wandern, aber dann gab es ein Gewitter.
Ich konnte gerade noch Trinkwasser besorgen, aber zum Suchen eines Zeltplatzes blieb keine Zeit mehr. So habe ich das Zelt an den Straßenrand gestellt, hoffentlich ist heute Nacht nicht so viel Verkehr. Es ist ein kleines Dorf (Albertshausen) die ersten Regentropfen fielen schon, als ich anfing aufzubauen, aber das Zelt steht ja in ein paar Minuten und ich hoffe, dass bis morgen alles wieder trocken ist. Ich habe die Klamotten im Zelt mit Sicherheitsnadeln aufgehängt. Wenn wir morgen fleißig wandern, können wir einen Bach erreichen, an dem wir bis Straussberg entlangwandern können (übermorgen) eigentlich wollte ich dann nur bis mittags wandern, um meine Sachen zu waschen und in Ordnung zu bringen, aber es ist Regen angesagt.
Evtl muss ich in Straussberg ein Zimmer nehmen, der Rucksack muss unbedingt vom Öl gereinigt werden. Er saut mir alle Sachen ein. Wenn man einen schweren Rucksack aufsetzen will, hebt man ihn erst aus Knie, geht mit einem Arm in den Träger, zieht den Rucksack am Beckengurt auf den Rücken und setzt ihn dann richtig auf. Der Rucksack ist von unten nie ganz sauber, darum wird die Hose am Knie immer zuerst schmuddelig. Aber nun kommt zum Staub, der normal ist, noch Fett vom Öl. Die Hose, die ich nachts trage, will ich nicht anziehen, denn dann sind alle Klamotten versaut. Zum Glück sieht man es auf der kakifarbenen Hose nicht ganz so stark und die Bluse ist frisch und sauber. Mir ist es auf meinen Wanderungen äußerst wichtig, nie gammelig auszusehen. Aber nun ist die Grenze erreicht und ich kann erst in zwei Tagen Abhilfe schaffen.
Der Fuß ist unverändert , wenn es so bleibt, kann ich damit gut leben.
Der Regen hat aufgehört, es ist zwar erst gegen halb neun, aber ich will schlafen, um morgen ganz früh los zu kommen.
Euch allen viele liebe Grüße
Heide

Blühende Obstbäume


Kommunikation
Dieser Beitrag gehört noch zu gestern. Ihr erinnertEuch, am Abend hatten wir sehr wenig Wasser, weil der Graben ausgetrocknet war. Aber, oh Glück, am naechsten Tag fanden wir schon nach 2 km eine brauchbare Wasserstelle.
Dann sind wir 3 Stunden durch wunderschöne Buchenwälder gewandert, siehe Foto. Als wir ins nächste Dorf kamen, bin ich in das Gestüt Elchgrund gegangen, um um Wasser zu bitten und um das iPad eine Weile an den Strom zu hängen. Ichhabe innerhalb einer halben Stunde 1,5 l Wasser getrunken, so durstig war ich.
Es ergab sich ein wunderschoenes Geapraech, in dem ich von dem Lebensweg der Eigentümerin erfuhr, die mit bewundernswerter Energie und Konsequenz ihren Traum verwirklicht hat, ein Gestuet aufzubauen und Tierärztin zu werden. Es ist so schön, wenn Menschen den Traum ihres Lebens verwirklichen.
Da der vorherige Tag bei mir in völligem Schweigen durchlebt wurde, gehen Gespräche dann sehr tief und man denkt noch lange und intensiv darüber nach.
Und am Abend, als ich um Trinkwasser bat, wurde ich zu einem Fest eingeladen. Die Nacht zum 1. Mai sollte gefeiert werden. Es waren 4 Generationen, die in einem Haus, aber eigenen Wohnungen, leben und deren Verwandte. Ein Feuer brannte, die vielen Kinder, etwa 8, spielten herum, die Atmosphäre war entspannt und offen.
Nach Tagen der Stille,so ein Tag voller Kommunikation!
Mein Zelt dürfte ich auf dem Grundstück aufstellen, schon bevor ich zudem Fest gegangen bin.
Voll Dankbarkeit denke ich an jene Menschen, die mir einen so schönen Abend bereitet haben.
Heide


Dienstag, 1. Mai 2012
Zuversicht
Ihr Lieben,
mein Fuß ist nicht schlimmer geworden, eher etwas besser. Die Schmerzen sind nicht mehr so stark und ich kann sogar schon wieder ein klein wenig über die Zehen abrollen. Nur morgens und nach längeren Pausen tut es ziemlich weh, gibt sich aber nach wenigen Schritten. Vielleicht war der Rat mit dem Vitamin B erfolgreich, vielleich aber auch die Umschläge mit katte Salbe und die Einreibungen mit Voltaren. Wenn alles nicht hilft, könnte ich es mit Blutegeln versuchen, das ist mir heute Nacht eingefallen.
Da es schon 22.30 Uhr ist, ich war bei einer Gartenfeier mit Feuer und köstlichen Salaten, vor allem aber mit lieben Menschen, eingeladen.
Ich Zelte auf deren Grundstück und will morgen zeitig los. Deshalb morgen mehr.

Gute Nacht und einen wunderschönen Mai
Heide



Sonntag, 29. April 2012
Yukon muss hungern
Ihr Lieben,
heute, ganz früh, bin ich losgewandert. Es war so gut, endlich wieder unterwegs zu sein. Die Lerchen sangen, die Tauben gurrten, Kraniche zogen ihre Runden, Frösche quakten und die Vögel sangen alle um die Wette.
Es war schon am frühen Morgen sehr warm, so dass ich nur mit einer kurzärmligen Bluse wandern konnte. Und es ging gut. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen und verschlimmerten sich auch nicht. Ich müsste nämlich weiter wandern, als geplant, weil das Haus, das in der Karte eingezeichnet war, und in dem ich Wasser holen wollte, sich als Ruine entpuppte.
So wanderte ich bis Klosterfelde im Barnimer Land. Ich besorgte Wasser zur Nacht und wanderte dann zu einem Landgraben, der als wasserführend eingetragen war. Welche Enttäuschung, als wir sahen, dass er keinen Tropfen Wasser hat. Ich kann mich nicht waschen und Yukon hätte aus dem Graben trinken sollen. So ist das Wasser sehr, sehr knapp. Deshalb kann ich Yukon das Trockenfutter nicht geben, dazu braucht er viel,viel Wasser. Zum Glück hat er heutenmorgen reichlich gefressen und mittags, außer der Reihe noch 5 Butterbrote abbekommen, damit mein Rucksack leichter wird.
Ich habe rohen Kohlrabi mit Käse zum Abend gegessen, Knäckebrot wäre zu staubig ohne zu trinken. Käse ist für den Salzhaushalt wichtig.
Zum waschen habe ich meinen Waschlappen in drei Stücke gerissen, alle drei feucht gemacht und mich nacheinander mit allen abgerieben. In der Wüste hatten wir oft nur 0,5 l Wasser zum waschen, das habe ich gelernt, aber heute war es nur eine halbe Tasse voll.
Wir haben noch etwas Trinkwasser für morgen früh.
Schließen möchte ich mit einem Gedicht von Eichendorff, das meine Stimmung wiedergibt:
Es war, als hätt der Himmel, die Erde sanft geküsst,
das sie im Blütenschimmer von ihm nur träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder, die Ähren schwankten sacht.
Es rauschten leis die Wälder, ganz sternklar war die Nacht.
UND MEINE SEELE SPANNTE SANFT IHRE FLÜGEL AUS
Flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus .
Euch eine schöne Woche
Heide