Kirschen klauen lohnt sich!
Kirschen klauen lohnt sich
Zunächst möchte ich ergänzen, was ich in den vorhergehenden Berichten vergessen habe.
Für Imke, an Blumen den leuchtend blauen, aber sehr harten Natternkopf und das zarte weiße Labkraut.( Imke lernt von mir Blumen kennen und ich von ihr Vogelstimmen)
Dann war an der Burg Elz noch ganz wichtig, dass wir eine Wasseramsel und den sehr, sehr seltenen Eisvogel gesehen haben.
Nun aber zum Kirschen klauen: In Keil wollte ich einen Salat essen, Brot hatte ich noch genug im Rucksack, aber mit Vitaminen ist es oft schwierig. Doch das Restaurant hatte geschlossen. Über einem Gartenzaun hingen reife, saftige Knubberkirschen. Sehr verlockend! Ich ging also zu dem Haus, um zu fragen, ob ich einige pflücken dürfte, aber es war niemand daheim. Ich entschloss mich zu. Mundraub und als der Nachbar heraus kam, sagte ich ihm, dass ich dringend Vitamine brauche. Er war rührend besorgt, fragte, ob er mir Wurst, Käse oder eine Konservendose geben könne. Ich erklärte, was ich unter Vitaminen verstehe und so bekam ich außer den Kirschen noch Tomaten und junge Möhren.
Gegen Abend, kam ich in Bruttig Frankel an und fragte nach einem günstigen Restaurant.
Daraufhin wurde ich zum Essen gefahren und zum Übernachten in den Pfarrgarten eingeladen. Es war mir aber noch zu früh, ich wollte noch ein , zwei Stunden wandern.
Auf der Karte sah es so aus, als würde es durch Wald gehen, es waren aber verbuschte
ehemalige Weinberge, alles steil und nirgends ein Schlafplatz in Sicht. Doch dann, kurz vor Beilstein, fand ich eine Hütte mit Bänken und einem großen Tisch. Aber kein Platz um ein Zelt zu stellen.
So pustete ich meine Luftmatratze auf, (50 mal blasen) legte sie auf den Tisch, Schllafsack drauf, so könnte ich auch schlafen. Aber die Nacht war kühl und der Platz bekam auch tagsüber keine Sonne, war also besonders frisch. Ich fröstelte in der Nacht, obgleich ich den Schlafsack zugezogen hatte. In allen anderen Nächten habe ich ihn nur als Decke über mich gebreitet.
Beilstein ist das Rüdesheim der Mosel. Ein ganz kleiner Ort mit alten Fachwerkhäusern und einer Burg hoch über dem Ort. Es Kamen jede Menge Reisebusse an, aber oft reichte die Neugier der Reisenden nur bis zum nächsten Café.
Ich wanderte noch bis Senheim, wo ich so müde war, dass ich auf dem Campingplatz mein Lager aufschlug. Der Campingplatz heißt zum Holländer und kostete nur halb so viel, wie andere Plätze. Normal ist 15.-€ inclusive. Dusche. Die Atmosphäre war offen und freundlich, ich bekam einen wunderschönen Platz mit Blick auf den Hafen, etwas außerhalb des eigentlichen Platzes, weil auf dem Gelände keine Hunde erlaubt sind.

So, und nun bin ich schon beim gestrigen Tag angelangt.
Gegen neun bin ich losgewandert. Es war ein nicht sehr anstrengender Weg, nur ein ganz steiler Anstieg, senkrecht durch den Weinberg hoch. Und was sah ich da?
Echten Schachtelhalm! Eine Sumpfpflanze, die recht selten ist. Direkt neben einem begradigten Bächlein wuchsen die prallen Stile. Der Untergrund muss wohl feucht genug gewesen sein.
Versehentlich bin ich schon in ewiger abgestiegen ( der Weg ist nicht ganz so gut ausgeschildert, wie der Rheinsteig) Nun weiß ich, was die Arbeit im Weinberg bedeutet. Ich hatte einen Weg senkrecht zum Berg über Schotter zu bewältigen und wusste nicht, wie ich da runter kommen sollte. Die Gefahr abzurutschen war immens. Schließlich habe ich mich an dem Draht festgehalten, der die Reben stützt. Mit meinen Stöcken allein hätte ich den Abstieg nicht geschafft.
In Eller habe ich zwei Stunden Pause gemacht. Die langen Pausen sind notwendig, um
mein Ipad zu laden. Es gab einen leckeren Kuchen und einen sehr hilfsbereiten Wirt.
Er schlug mir vor, den steilen Aufstieg durch die heißen, sonnenbeschienenen Weinberge zu meiden und statt dessen durchs Ellerbachtal mit viel leichteren Steigungen von hinten auf den Calmont zu steigen. Das sei zwar ein Umweg von 4 km aber viel kräfteschonender.
Was der freundliche Wirt nicht wusste: alle Wege auf der Rückseite des Calmont waren wegen Holzarbeiten gesperrt. Ich war um fünf Uhr losgewandert, etwa zwei km die Stunde und um halb neun war ich noch längst nicht oben, so weit war die Umleitung.
Vorne rum wären es etwa drei km gewesen.
Um halb neun war ich so müde, dass ich mein Zelt an einer Wegkreuzung aufbaute.
Ich wollte so gern bis zu dem Wanderweg zurück, weil ich dort eine Hütte mit Fernblick als Schlafplatz ausgesucht hatte. Aber es ging einfach nicht mehr. Ich denke ich bin an diesem Tag etwa 14 km gegangen und dass, obwohl unter meinem linken Fuß eine Entzündung sitzt. Besonders am Abend waren die Schmerzen sehr unangenehm.
Auf dem gesamten Weg, der nicht ausgeschildert war, hat mir die Karte, die Alfons mir auf mein IPad geladen hat, wirklich sehr geholfen. So wusste ich wenigstens immer wo ich bin.
Heute Morgen wollte es nicht recht laufen. Ich fühlte mich matt und lustlos. Der Fuß tat weh.
Ich war froh, als ich auf eine Quelle traf, mit einem runden Wasserbecken. Ich konnte mich waschen und die Füße kühlen. Immer wieder reibe ich den Fuß mit Voltaren ein. Es wird schon werden. So bin ich heute nur etwa sechs km bis Neef gewandert, habe mich da in den Zug gesetzt und bin nach Bullay gefahren, um mein Zelt auf den Campingplatz zu stellen.
Ich brauchte einfach Ruhe und eine Dusche.
Ich glaube, ich werde Alfons Rat befolgen und ab und an Abkürzungen nehmen, bzw den Radweg gehen, der kürzer ist und durchs Tal führt. Ich darf mich nicht überfordern.
Morgen soll es 28 Grad warm werden, in den Weinbergen kann das 35 Grad bedeuten, wie mir ein Winzer sagte.
So, jetzt will ich schlafen. Leider kann ich morgen nicht vor acht los, es war unmöglich den Platz heute Abend zu bezahlen. Ich wollte die Kühle des Morgens nutzen.
Aber wenigstens bin ich dann gut ausgeschlafen. Der Schlafplatz heute ist laut. Die Eisenbahn, Autos und andere Camper. Wie schön war da die vergangene Nacht:
Die Ruhe der dunklen hohen Wälder, nur das Zwitschern der Vögel und absolute Einsamkeit.
Euch alles Gute
Heide

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